Dienstag, 6. April 2021

Die vermutlich ältesten Aufnahmen eines Santana-Musikers

In jungen Jahren – damals noch in Kuba – verschwendet der 1924 geborene Armando Peraza keinen Gedanken daran, Musiker zu werden. Er ist Sportler und spielt Baseball. Doch das Schicksal hat eigene Pläne. Und so kommt es manchmal anders, als man denkt – vor allem, wenn man ziemlich spontan eine verrückte Idee hat … oder vielleicht einfach seiner inneren Stimme folgt.

Der Bruder eines Freundes heißt Alberto Ruiz. Ruiz leitet ein Ensemble namens Conjunto Kubavana. „Dann traf ich Alberto auf der Straße und er meinte, ‚Ich suche einen Congaspieler.‘ Ich sagte ‚Ich kann Congas spielen.‘ Ich ging los, kaufte mir für sechs Dollar eine Conga und fing an zu üben. Damals war das eine der besten Bands in Kuba und ich spielte Conga mit ihnen. So ging das ungefähr sechs oder sieben Monate, dann lief mir ein Kerl über den Weg, den sie Patato nannten. Er spielt heute mit Tito Puente und hat schon mit vielen Leuten gespielt. Patato und ich spielten zusammen. Wir waren die richtige Kombination. So lernten wir, Congas zu spielen. Ich hatte keinen Lehrer – ich hab‘ mir das selbst beigebracht. Ich ging an verschiedene Orte und spielte und so lernte ich“ (Armando Peraza – in: Modern Drummer, October 1982, S. 13).

Carlos „Patato“ Valdés wird ebenfalls einer der ganz großen Meister an den Congas.


Das Conjunto Kubavana wird 1937 von Alberto Ruiz gegründet. Von ihm existieren Aufnahmen aus den Jahren 1944 bis 1947 mit Armando und „Patato“. Dies dürften wohl die ältesten Tondokumente eines Santana-Musikers sein, während Carlos Santana, Michael Carabello, Gregg Rolie und David Brown 1947 gerade erst das Licht der Welt erblicken. Bei dem heißen „Rumba En El Patio“ liefert Armando in der letzten Minute ein hörenswertes Solo an den Bongos ab. Das gleichnamige Album aus dem Jahr 1994 ist (für einen akzeptablen Preis) nicht mehr zu kriegen. Der Song ist aber auch auf der Begleit-CD zum Buch „Buena Vista. Die Musik Kubas“ von Maya Roy (Palmyra, 2000) enthalten.

„Ich habe so meinen eigenen Stil entwickelt, eigentlich war ich einer der Revolutionäre auf diesem Instrument. Sehr viele Leute haben mich anfänglich kritisiert, aber dann begannen sie, wie ich zu spielen“ (Armando Peraza – in drums&percussion, August 1983, S. 29 f).

Ungefähr 1947 wandert Armando in die USA aus, wo er mit namhaften Musikern spielt und sich zu einem der angesehensten und bedeutendsten Perkussionisten entwickelt.

Donnerstag, 1. April 2021

Machito – The Collection 1941–52 (2 CDs 2020)

Die musikalischen Spuren der Santana-Musiker reichen weit zurück – bis ins Jahr 1948 und früher. Das mag überraschen, denn in jenem Jahr feiert Carlos Santana gerade mal seinen ersten Geburtstag, ebenso Michael Carabello, Gregg Rolie und David Brown. Aber da ist ja noch Armando Peraza.

Machito (Francisco Raúl Gutierrez Grillo) und sein Schwager Mario Bauzá nennen ihr 1940 gemeinsam gegründetes Orchester provokativ die Afro-Cubans – womit sie als Erste selbstbewusst und stolz auf die afrikanischen Wurzeln ihrer Musik verweisen. Es ist zudem die erste gemischtrassige Combo in den Vereinigten Staaten.

Machito & His Afro-Cubans mit Mario Bauzá als Chefdirigent sind obendrein die erste Band, deren Perkussion standardmäßig aus Congas, Bongos und Timbales besteht. Das Ensemble popularisiert mit dem Cubop (Cuban Bebop) eine frühe Form des Latinjazz, der in Tanzlokalen wie dem La Conga Club und dem Palladium Ballroom in Manhattan zunehmend die Menschen begeistert. „Tanga“ (1943) heißt ihr erster großer Hit (Tanga ist eine afrikanische Bezeichnung für Marihuana). Dieser wegweisende Song – während einer Probe am 29. Mai 1943 von Bauzá unter Verwendung einiger Ideen seiner Musiker komponiert – hebt den Latinjazz aus der Taufe, indem er Jazzharmonien mit kubanischen Rhythmen und insbesondere der Clave verknüpft.


Die Doppel-CD „The Machito Collection 1941–52“ enthält 40 Songs aus dieser Epoche der Afro-Cubans, unter anderem auch „Tanga“. Bei sechs Aufnahmen aus den Jahren 1948, 1949 und 1952 ist Armando Peraza an den Congas zu hören. Bei „Lean On Me“ tritt obendrein ein 22-jähriger Harry Belafonte als Sänger auf, der noch vor seiner großen Karriere steht und in Clubs singt, um mit den Einnahmen seinen Schauspielunterricht zu finanzieren.

Samstag, 6. März 2021

The George Shearing Quintet feat. Armando Peraza – Latin Escapade/Mood Latino (CD 2019 – Originale 1956/1961)

Armando Peraza (30. Mai 1924 bis 14. April 2014), einer der wichtigsten Perkussionisten des 20. Jahrhunderts, findet während der Aufnahmen für „Caravanserai“ (1972) zu Santana. Er wird ein wichtiger Freund, Wegbegleiter und auch Lehrer für Carlos Santana und andere Bandmitglieder wie Raul Rekow. 1990 verlässt er Santana aus gesundheitlichen Gründen, ist aber noch bis 2006 gelegentlich bei Konzerten dabei.

Armando Peraza (1987)

Lange vor Santana spielt er Congas und Bongos bei Machito, Tito Puente, Mongo Santamaria, Charlie Parker, George Shearing, Willie Bobo und anderen Größen des Latinjazz.

In einem Interview mit dem Magazin Modern Drummer (October 1982, S. 75 f) diskutiert er mit seinen Santana-Bandkollegen Raul Rekow (Congas) und Orestes Vilato (Timbales) die neuen Aufnahmetechniken, mit denen alle drei Perkussionisten offenbar nicht recht zufrieden sind.

Raul: Orestes und ich hörten uns auf dem Weg hierher Bänder wirklich alter Alben an. Bei einigen Sachen, die in den 30ern und 40ern aufgenommen wurden, klingt die Percussion unglaublich. Und die wurden vielleicht mit einem Mikrofon für eine achtköpfige Band aufgenommen. Das haut mich um.

Orestes: Monaurale Ausrüstung, ein Mic, und doch hast du die Reinheit des Schlagzeugs.

Raul: Die Obertöne. Genau die gehen bei vielen heutigen Aufnahmen verloren.

Orestes: All das Filtern, die DBXs [Rauschunterdrückungssysteme] und so weiter haben den natürlichen Klang deformiert.

Raul: Sie stecken ein Mikrofon ganz nah an die Conga und das ist, als würdest du das Ohr des Hörers ganz dicht ans Congafell halten. Da hörst du die Obertöne nicht.

Orestes: Du gibst den Klangwellen keine Zeit, einander zu verstärken …

Raul: Und von den Wänden des Raumes zurückzuschallen und was auch immer. Und genau das macht die Schönheit des Instruments aus. Es ist nicht nur der eigentliche perkussive Schlag – es sind die Nachtöne.

Armando: Früher spielte die Technologie nicht diese große Rolle. Es war wie Orestes sagt – du hattest ein Mic. Ich habe Aufnahmen mit George Shearing gemacht. Da gab es ein Mic vorne, und es klang gut, Mann. Ich kann mich hören. Bei modernen Aufnahmen kann mich manchmal nicht hören.

Orestes: Nicht nur das. So hat die Conga bei heutigen Aufnahmen viel an Klang verloren. Armando, Raul und einige der guten Congueros erhalten einen Basston aus dem Zentrum ihrer Conga, der genaugenommen eine Oktave tiefer klingt. Es ist eine falsche tiefe Oktave, die du live hörst. Doch bei Aufnahmen wird diese tiefe Oktave nicht angemessen reproduziert. Sie geht beim Filtern verloren …“ Und so geht es noch eine Weile weiter.

Armando erwähnte gerade seine Aufnahmen mit George Shearing. Das Quintett des seit Geburt blinden Pianisten begleitet er jahrelang sozusagen als ständiger Gastmusiker. 2019 werden die beiden LPs „Latin Escapade“ (1956) und „Mood Latino“ (1961) auf einer CD wiederveröffentlicht, ergänzt um vier bei den Sessions für „Mood Latino“ entstandene Bonus Tracks. Während die anderen Mitglieder des Quintetts (außer Shearing selbst) zwischen 1956 und 1961 komplett wechseln, bleibt kurioserweise allein der Gast Armando Peraza als feste Größe erhalten.

Latin Escapade (1956)

Die CD mit 28 Songs ist limitiert auf 500 Exemplare. Armando Peraza ist auf beiden LPs durchgängig dabei. Zu „Mood Latino“ steuert er die Titel „Jackie‘s Mambo“ (2:47), „Te Arranco La Cabeza“ (2:28) sowie die Bonus Tracks „Barandanga“ (2:57), „Mambo At The Blackhawk“ (2:52) und „Tie Me Donkey“ (2:57) bei.

Mood Latino (1961)

Shearings Musik vereint Swing, Jazz und Latin in entspannter Weise. „Latin Escapade“ erklingt in Mono (obwohl es dank der digitalen Bearbeitung kein reines Mono mehr zu sein scheint), „Mood Latino“ in Stereo – beide aber in anständiger Qualität. Und vor allem kann man Armando stets hören. Es stimmt also tatsächlich …

Donnerstag, 4. März 2021

Dennis Chambers – Outbreak (CD 2002)

Mit Dennis Chambers findet 2002 ein renommierter Schlagzeuger zu Santana. Als Nachfolger von Rodney Holmes steigt er bei den Aufnahmen für das Album „Shaman“ ein und bleibt bis 2014 – da übernimmt Cindy Blackman Santana seinen Job.

Dennis Chambers blickt auf erfolgreiche Jahre zurück, andernfalls hätte er wohl auch nicht bei Santana anheuern können. Er spielt von 1978 bis 1985 bei Parliament / Funkadelic, danach bei John Scofield, Tom Coster, John McLaughlin und vielen anderen. Ab 1981 ist er Haus-Schlagzeuger für das Rap-Label Sugar Hill Records, am großen Hit „Rapper‘s Delight“ jedoch nicht beteiligt.

Auch diverse Soloalben finden sich in seiner Vita, etwa das 2002 erschienene „Outbreak”, welches man wohl dem Genre Jazz-Rock-Fusion zuordnen kann. Das Album enthält neun Songs mit einer Gesamtlaufzeit von 57:15 und ist angenehm zu hören. Mit von der Partie sind John Scofield, die Brecker Brothers Michael und Randy, Dean Brown, Jim Beard, Will Lee und weitere, illustre Namen also.

Aber natürlich steht trotz der sehr aktiven Bläser und John Scofields Gitarre das Schlagzeug im Vordergrund und ist durchweg sehr präsent. „drums and power“ steht auf dem Sticker, und genauso ist es: geradlinige, schnörkellose Musik.

Samstag, 23. Januar 2021

Bill Ortiz – From Where I Stand (CD 2009)

Bill Ortiz spielt Trompete, Flugelhorn, Piano, Keyboards, diverse Synthesizer, Moog Bass und dies und das. Er erschien auf „Milagro“ (1992) erstmals als Gastmusiker bei Santana, dort allerdings nur mit Trompete. Gemeinsam mit Jeff Cressman (Posaune) sorgte er von „Supernatural“ (1999) bis Corazon” (2014) als Santana-Bandmitglied für die feurigen Bläsersätze, die der Musik oft erst den richtigen Biss gaben. Auch auf „Give The Drummer Some“ (2020) von Cindy Blackman Santana wirkte er bei zwei Titeln mit, wobei „Miles Away“, ein Tribut an Miles Davis, ihn von einer ganz anderen Seite zeigt. Viel leiser und gefühlvoller, durchaus im Stil von Miles Davis. Deshalb interessierte mich diese CD.


„From Where I Stand“ (2009) ist das Debütalbum von Bill Ortiz als Solokünstler. Er spielt natürlich nicht allein. Mit von der Partie sind Karl Perazzo, der bei Santana seit „Milagro“ Timbales und Percussion bearbeitet, Benny Rietveld, Bassist bei Santana seit „Spirits Dancing In The Flesh“ (1990), David Kirk Mathews, an den Keyboards bei Santana seit „Live At Montreux 2011“ (DVD 2012), Linda Tillery, die als Sängerin auf „Santana 3“ (1971), „Giants“ (1978) und „Milagro“ zu hören ist (hier singt sie jedoch nicht, sondern spricht einen Text von Dr. Martin Luther King), sowie weitere Musiker, die mir im Santana-Dunstkreis noch nicht aufgefallen sind.

Auf dem Album befinden sich 13 Songs mit einer Spielzeit von über 67 Minuten. Die Musik bewegt sich zwischen Jazz, Soul und Reggae („Judgement Day“ und „Judgement Dub“
 – sehr cool), gelegentlich mit Lounge-Charakter, immer angenehm und entspannend. Mit Santana hat sie eher nichts zu tun. Schön ist sie trotzdem. Den Abschluss bilden Auszüge der Rede von Dr. Martin Luther King zum Empfang des Nobelpreises in Oslo, mit Deep-House-Anklängen passend musikalisch unterlegt. Insgesamt ist dies eine feine CD, über die ich mich sehr freue.

Sonntag, 3. Januar 2021

Gene Ammons – Brother Jug! (1970)

Auf „Santana 3“ (1971) befindet sich das Stück „Jungle Strut“. Darin brüllen die Gitarren von Carlos Santana und Neal Schon gewaltig um die Wette, verflochten mit der Orgel (Gregg Rolie) und kontrastiert von heller, frischer Percussion (Michael Carabello, José „Chepito“ Areas) und Drums (Michael Shrieve) sowie dem munteren Bass (David Brown).

Den zum Zeitpunkt der Aufnahmen 17-jährigen Neal nahmen sie bereits ein Jahr zuvor (während der Arbeit an „Abraxas“) unter ihre Fittiche. Fast hätte Eric Clapton das jugendliche Talent dabei für Derek And The Dominos abgeworben. Laut Carlos holten sie ihn, um „mehr Feuer in die Band zu bringen, unseren Sound und unsere Energie zu verbessern. Und das Feuer, das Neal mitbrachte, war weiße, weiße Hitze“. „Jungle Strut“ unterstreicht deutlich, was Carlos mit dieser Aussage meint.


Das Original stammt vom Jazz-Saxophonisten Gene Ammons. Der gilt als Mitbegründer des Soul Jazz – einem Genre, bei dem besonders gerne Saxophon und Hammondorgel kombiniert werden. Eugene „Jug“ Ammons nahm sein Album „Brother Jug!“ im November 1969 gleich nach dem Absitzen einer siebenjährigen Haftstrafe wegen Drogenbesitzes auf (es erschien 1970). Sein „Jungle Strut“ mit coolen Drums ist ziemlich relaxt, könnte fast als Smooth Jazz durchgehen, würde es dank Tenorsaxophon, Hammond B3 und WahWah-Gitarre nicht doch etwas zu flott grooven.

Aber „Brother Jug!“ hat noch mehr zu bieten. Es enthält sechs Titel und beginnt mit „Son Of A Preacher Man“, in der Interpretation von Dusty Springfield zwar überaus bekannt, ohne Gesang hier indes kaum wiederzuerkennen. Weitere Songs sind „Didn‘t We“ (1986 von Lee Greenwood gecovert); das ziemlich rockige „He‘s A Real Gone Guy”; „Blue Velvet“ – die Liste der Interpreten reicht von Tony Bennett (1951) über Bobby Vinton (1963) und Lana Del Rey (2012) bis zu Kylie Minogue (2019); das fast neunminütige, mit den Congas des Conga-Pioniers Cándido angereicherte „Ger-Ru“ – und eben „Jungle Strut“.



Carlos entdeckt das Stück auf einer Liste mit seiner Lieblingsmusik, stellt es den Kollegen vor und sie sind ebenfalls der Ansicht, dass es irgendwie zu Santana passe. Von der Band mit eigenem Intro versehen – der Gene-Ammons-Song beginnt erst nach 38 Sekunden – erkennt man es freilich kaum wieder. Was sie aus der Vorlage gemacht haben ist unglaublich. Sie spielen es nicht unbedingt schneller, aber um Längen intensiver, machen einen ungestümen Rausch daraus, der sich wunderbar in das Gesamtkunstwerk „Santana 3“ einfügt.

Freitag, 25. Dezember 2020

Santana – Fillmore East 1971 (CD 2020)

Bill Graham schließt das New Yorker Fillmore East wenige Tage vor dem Fillmore West, nämlich am 27. Juni 1971. Heute befinden sich im Gebäudekomplex Apartments und im ehemaligen Eingangsbereich eine Bankfiliale. Nur eine Gedenktafel links davon, ein mit Mosaik verzierter Mast am Straßenrand und viele wunderbare, im Fillmore East aufgenommene Livealben erinnern an die legendäre Konzerthalle. 2020 kommt eine weitere Veröffentlichung hinzu – diesmal von Santana.


Denn Anfang April 1971, unmittelbar bevor es nach Europa geht, spielt Santana an drei Abenden im Fillmore East. Der letzte Auftritt vom 3. April, damals vom Radiosender WNEW-FM live übertragen, wird uns nun mit passabler Tonqualität auf dieser CD präsentiert.

Angaben zu den Musikern fehlen. Vermutlich spielt hier die seinerzeitige Santana-Belegschaft. „Chepito“, der wegen einer Erkrankung vorübergehend durch Coke Escovedo vertreten wurde, ist dem Vernehmen nach wieder dabei und Coke ebenso, was einmal mehr für ein imposantes Percussion-Spektakel sorgt. Damit dies auch wirklich gebührend zur Geltung kommt, bildet „Soul Sacrifice“ mit einem knackigen Intro hier den Opener.

Da das dritte Album erst im Oktober erscheinen wird, sind „Jungle Strut“, „Toussaint L‘Overture“ und „Everybody‘s Everything“ neu für das Publikum. „Jungle Strut“ mit zwei Lead-Gitarren von Carlos Santana und Neal Schon neben der heißen Orgel von Gregg Rolie macht ordentlich Dampf, so dass die anschließende Stille im Publikum eigentlich nur mit Sprachlosigkeit erklärt werden kann. Und so ruft Rolie etwas erstaunt „Why is so quiet?“

Es folgt die als Dreierpack sich etablierende Sequenz „Black Magic Woman/Gypsy Queen/Oye Como Va“ mit einem Aussetzer bei „Black Magic Woman“ (Funkstille von 1:10 bis 1:16). Beim Übergang zu „Gypsy Queen“ setzt der Bass etwas zu früh ein, was aber eher den Hörer als die Band irritiert.

„Waiting“ weist in der Mitte ein auffälliges Timbales-Solo auf. Bei „Samba Pa Ti“ gibt es einige Unaufmerksamkeiten. „Toussaint L‘Overture“ ist besonders nah an der späteren Albumversion und springt direkt in „Evil Ways“, bei dem mittendrin das Publikum zum Tanzen animiert wird und die Band locker improvisiert.

„Everybody‘s Everything“ serviert uns ein ungewöhnliches Cuica-Solo. Dieses brasilianische Instrument, hier begleitet vor allem von den Cowbells, wird uns – wesentlich ausgefeilter gespielt – auf „Caravanserai“ wieder begegnen. „Gumbo“ als gewaltiges Finale beschließt einmal mehr das Konzert und das Album.

Freitag, 23. Oktober 2020

Santana – Abraxas (Limited Edition) (SACD 2020)

Für den 28. Oktober 2020 – also quasi zum 50-jährigen Jubiläum – ist eine Limited Edition von Santanas zweitem Album „Abraxas“ (1970) angekündigt. Sie erscheint als Multichannel-Hybrid-SACD mit Quadrophonic Sound im 7-Inch-Format, importiert aus JapanDie Größenangabe bezieht sich natürlich nur auf die Box und nicht auf den Tonträger, der selbstverständlich in jeden CD-Spieler passt.


Hier soll das Quadrophonic-LP-Design aus Japan originalgetreu nachgebildet worden sein. Enthalten sind auch Drucke japanischer Single-Cover und eines Werbeplakats. Klingt teuer … und ist teuer. Auf der Scheibe werden sich vermutlich nur die neun Tracks des Originalalbums befinden.


Eine ebensolche Ausgabe des Debütalbums „Santana“ (1969) als 7-Inch-SACD mit beiliegenden Drucken und ebenfalls neun Tracks erschien bereits am 23. September 2020.

Donnerstag, 3. September 2020

The Magic of Santana – LIVE at the GROH Hall (CD/DVD 2019)

Normalerweise wären meine Frau und ich heute nach Buchholz gefahren, um The Magic of Santana in der Empore live zu genießen. Aber in Corona-Zeiten ist nichts normal und der Kulturbetrieb ruht weitgehend. Ein Jammer … für die Band ebenso wie für die Fans. Das Konzert wird auf den 18. März 2021 verschoben. Wir hoffen, dass es wenigstens dann stattfindet.

Wie schön, wenn man sich zum Trost die neueste CD oder DVD von The Magic of Santana mit den ehemaligen Santana-Sängern Alex Ligertwood und Tony Lindsay anhören oder ansehen kann. Sie spielen „Singing Winds, Crying Beasts“, „Black Magic Woman/Gypsy Queen“, „Evil Ways“, „Maria Maria“ „Hold On“, „Somewhere In Heaven“, „She‘s Not There“, „Toussaint L‘Overture“, „É Papa Ré“, „Everybody‘s Everything“, „Oye Como Va“ (nur auf der DVD), „Jingo“ (nur auf der DVD) und „Make Somebody Happy“. Das sind geschlagene eindreiviertel Stunden feine, handgemachte Musik auf der DVD, die natürlich nicht ganz auf die CD passt, weshalb dort zwei Stücke fehlen. Das Konzert wird am 16. März 2017 in der GROH Halle in Buchholz aufgenommen.


Lead-Gitarrist Gerd Schlüter kündigt ein „relativ kurzes Set“ an, denn die Band will eigentlich nur ein Promo-Video drehen (deshalb sind auch überall Kameras unterwegs). Doch dann reißt ihre eigene Spielfreude sie mit und heraus kommt ein fast ausgewachsenes Konzert mit begeisternden, berauschenden und besinnlichen Momenten (wie das dem verstorbenen Raul Rekow gewidmete „Somewhere In Heaven“). Wir erleben tolle Soli von allen Musikern sowie stimmungsvolle Dialoge zwischen Alex und Tony, die sich wirklich prima verstehen. Und man sieht nicht zuletzt an ihren Mienen, wie viel Spaß ihnen der Auftritt bereitet. Was sich natürlich auch auf’s Publikum überträgt. Ein großartiger Abend.


The Magic of Santana sind Gerd Schlüter (Lead-Gitarre, Gesang), Andreas Rohde (Timbales, Percussion, Gesang), Jürgen Pfitzinger (Congas, Percussion), Pablo Escayola (Congas, Percussion, Gesang), Martin Hohmeier (Bass), Oliver Steinwede (Schlagzeug), Oliver Schröder (Gitarre, Gesang, Small Percussion) und Jens Skwirblies (Hammond Organ, Keyboards). Hinzu kommen die beiden Gäste Alex Ligertwood (Lead-Gesang, Gitarre, Small Percussion) und Tony Lindsay (Lead-Gesang, Small Percussion).

Sonntag, 26. Juli 2020

Peter Green gestorben

Gestern ist der begnadete Gitarrist Peter Green (29. Oktober 1946 – 25. Juli 2020) von uns gegangen. Er wurde 73 Jahre alt. Von ihm stammt der Song „Black Magic Woman“, einer der wichtigsten Hits von Santana.

Peter Green beeinflusste Carlos Santana in dessen Frühphase sehr: „Er hatte bereits seinen eigenen Stil – legato. Er ließ die Noten einfach hängen. Sein Sound nahm mich echt in den Schwitzkasten und ließ mich nicht mehr los. Und diese Töne! In dem Stück ‚The Super-Natural‘ – nicht zu verwechseln mit meinem Album ‚Supernatural‘ – war Greens Gitarrensound haarscharf am Feedback. Dieses Stück hat bei mir definitiv Eindruck hinterlassen. Ich glaube, das war der erste instrumentale Blues, der zeigte, dass eine Gitarre problemlos die Leadstimme sein kann – und dass Sänger manchmal total überflüssig sind. Ich liebte diesen Klang“ (Carlos Santana: Der Klang der Welt, 2015, S. 160). Stücke wie „Samba Pa Ti“ zeugen davon.



Peter Green hatte kein leichtes Leben, aber er bescherte uns wunderbare Musik. In den Sechzigern mit John Mayall & The Bluesbreakers (aus der Zeit stammt „The Super-Natural“) und Fleetwood Mac („Black Magic Woman“), später dann solo und mit diversen Projekten wie seiner Splinter Group. Herausragend finde ich sein Album „In The Skies“ (1979). Mag es ihm In The Skies jetzt gut gehen …