Samstag, 25. Februar 2023

Orchestra Baobab – Pirates Choice (2 CDs 2001)

Das Orchestra Baobab wurde an einem Freitag im Jahr 1970 in Dakar, Senegal als Hauskapelle des dortigen Baobab Club gegründet. Die Musiker mischten afro-kubanische Musik (insbesondere den Son Cubano) mit senegalesischer Folklore, Musik aus Mali, Jazz und Weltmusik. Neben dem Gesang schafften Gitarren, Saxophone, Congas, Timbales und Schlagzeug eine gefühlvoll swingende Musik.


In den Achtzigern wurde es still um die Kapelle und sie zerbrach 1987. Die Popularität sogenannter Weltmusik in Europa und der Erfolg des Buena Vista Social Club ab 1996 ließen freilich das Interesse am Orchestra Baobab wieder steigen und bewirkten eine Reunion im Jahr 2001. Alte Songs wurden überarbeitet und in ein modernes Gewand gekleidet.


Einige Aufnahmen aus dem Jahr 1982 erschienen zunächst nur im Senegal und nur auf Cassette. Sie wurden zwischenzeitlich als Bootlegs (Raubpressungen) gehandelt. 1989 gab die Plattenfirma World Circuit sechs der Songs in Anspielung auf diesen Sachverhalt unter dem Titel „Pirates Choice“ erstmals auf CD heraus. Meine Doppel-CD aus dem Jahr 2001 enthält auf CD 1 jene Tracks, remastered von den Originalbändern. Auf CD 2 befinden sich die übrigen, ursprünglich nicht veröffentlichten sechs Songs dieser Sessions als Bonus Tracks. Es ist feine Musik zum Genießen.


Aber was hat die jetzt mit Santana zu tun? Nun … Pirates Choice … nomen est omen.

Am 25. Januar 2019 erschien von Santana eine EP mit dem Titel „In Search Of Mona Lisa“. Auslöser war ein Traum von Carlos Santana, in dem ihm die Mona Lisa erschien. Daraufhin schrieb er nach eigenen Worten den Song „Do You Remember Me“. Der bekannte Produzent Narada Michael Walden, einst Schlagzeuger des Mahavishnu Orchestra (ab Mai 2020 Drummer bei Journey) und ein alter Freund von Carlos, schlug ihm vor, den Titel im Guajira-Stil zu arrangieren. „Die Guajira ist der sicherste Weg, das Herz einer Frau zu erobern. Dann merkt sie, wie wunderbar es ist, Frau zu sein, und tanzt auf eine bestimmte Weise. Es ist ein wahrhaftiges und bewährtes Signal, bei dem eine Frau sich wie eine Blüte öffnet“.


Mit dem fast zehnminütigen „Do You Remember Me“ hören wir das Ergebnis – eine gelungene Ballade. Ihr tastender Einstieg entwickelt sich zu einem fünfminütigen Gitarrensolo. Allmählich gesellen sich Rhythmusgitarre, Keyboards, Percussion und Bass hinzu. Langsam, emotional und mit viel Percussion bringt der Song die besten Seiten Santanas zur Geltung. Und hier schließt sich der Kreis. Auch wenn Carlos die Credits erhält – Vorlage ist der seelenvolle, fast neunminütige Titel „Utru Horas“ vom senegalesischen Orchestra Baobab, komponiert von Rudolphe Gomis.

Freitag, 17. Februar 2023

Carlos Santana & Bill Laswell – Divine Light (2 LPs 2023)

Lange her sind die Kollaborationen von Carlos Santana mit John McLaughlin (1973) und Alice Coltrane (1974). Über beiden Alben schwebt der Geist von John Coltrane, einem der größten Vorbilder des Gitarristen. Carlos betont dies immer wieder, so auch in seiner Dankesrede nach der Verleihung der Grammy Awards im Februar 2000. Vielleicht gibt er damit den entscheidenden Impuls für Columbia, ihr Archiv für den einschlägig bekannten Bill Laswell zu öffnen und ihm Zugriff auf die Mastertapes zu gewähren … für wunderbare Soundbasteleien, mit denen er die beiden so unterschiedlichen Alben zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt. Die CD erscheint 2001 (mehr darüber in meinem Buch „Sechs Jahrzehnte SANTANA“).



Am 17. Februar 2023 wird „Divine Light“ erstmals auf Vinyl (2 LPs) veröffentlicht, und zwar als Limited Numbered Edition auf „180 Gram Orange & Black Marbled Vinyl“ in einer Hochglanz-Klapphülle. Davon werden nur 1.500 einzeln durchnummerierte Exemplare hergestellt. Nummer 667 landet in meiner Sammlung.



Kleine Randnotiz: Bei meinem Händler ist von „Yellow, Red & Black Marbled Vinyl“ die Rede. Wenn man genau hinschaut, sieht man hier und da auch Gelb und Rot in der Vinylmasse. Doch vermutlich wurde der Vinylteig zu gut gerührt, so dass die beiden Farben stark vermischt sind. Daher kündet der Aufkleber auf dem Album von orange und schwarz marmoriert, was dem tatsächlichen Eindruck eher entspricht.




Während man auf der CD die ineinander übergehenden Remixe am Stück genießen kann, verteilen sich hier die neun Titel auf vier Seiten, werden also dreimal unterbrochen. Vinyl-Freunde wollen es nicht anders und erfreuen sich dafür am haptischen Erlebnis des Plattenumdrehens.


Das besondere Design der CD, deren Hülle wie eine Blüte in vier Richtungen geöffnet werden muss, wird bei der Vinyl-Ausgabe nicht reproduziert. Dafür sind die Abbildungen allesamt viel größer. Vor allem das schmale, hochformatige Bild im Inneren der Klapphülle kommt dadurch schön zur Geltung. Wer sich dabei an „Lotus“ (1974) erinnert fühlt … beide Alben wurden vom japanischen Künstler Tadanori Yokoo gestaltet.