Carlos Santana erzählt in seiner
Biografie von der ersten Begegnung mit Gregg Rolie im Jahr 1966 bei einer Jam-Session: „Im Bauernhaus begann ich mit der E-Gitarre. Der Orgelspieler kam zu mir rüber und wir unterhielten uns. Er hieß Gregg Rolie. (…) Ich hatte einen Joint dabei und er trank ein Bier. Wir begannen zu reden und es machte klick, noch ehe wir zu spielen anfingen. Wie sich herausstellte, war auch er ein großer Fan der Hammondorgel und wir hörten beide die gleiche schwarze Musik.
Wir jammten mit ‚Comin‘ Home Baby‘, einem Song, mit dem Herbie Mann einen Hit gelandet hatte, den ich vom Radio kannte. Es war ein Groove, nicht kompliziert, der etwa zur selben Zeit herauskam, als ‚Sidewinder‘ und andere Jazzstücke allmählich das Mainstream-Radio unterwanderten. Heute nennen wir das Crossover. Gregg hörte diese Musik ebenfalls und er konnte sich für einen Groove begeistern“ (S. 157 f).
Also suchte ich das Livealbum „Herbie Mann at the Village Gate“ (1961), weil es den Song „Comin‘ Home Baby“ enthält. Dieses Stück hatte ich bislang nur in einer kurzen Version von Quincy Jones (1970). Tatsächlich entdeckte ich die gesuchte CD. Aber ich stieß auch auf eine Box, die acht LPs des unglaublich produktiven Flötisten Herbie Mann – darunter die gewünschte – auf vier CDs enthält und günstiger war als die einzelne CD. Selbstverständlich fackelte ich nicht lange und bestellte die Box. Hier ihr Inhalt:
- Flautista! (1959)
- The Common Ground (1960)
- Flute, Brass, Vibes and Percussion (1960)
- The Family of Mann (1961)
- Herbie Mann at the Village Gate (1961)
- Brazil, Bossa Nova & Blues (1962)
- Right Now (1962)
- St. Thomas (1962)
Jeweils zwei LPs befinden sich auf einer CD. Insgesamt ergibt das 298 Minuten – also knapp fünf Stunden – kurzweiliger Musik. Und nicht nur das …
Meine Begeisterung war groß, als ich begann, die Box durchzuhören. Denn einerseits ist das erwähnte „Comin‘ Home Baby“ ein toller Song und mit 8:39 Minuten zudem schön lang. Mindestens genauso erfreuen mich jedoch die Musiker, von denen viele von Santana oder aus dem Latinjazz-Umfeld bekannt sind, nämlich zum Beispiel …
- Carlos „Patato” Valdez (Congas/Tambora auf 1, 6, 7, 8)
- José Luis Mangual (Bongos/Tambora auf 1, 8)
- Johnny Rae (Marimba/Vibraphone/Percussion auf 1, 2, 3, 8)
- Ray Barretto (Bongos/Percussion auf 2, 3, 4)
- Michael „Babatunde“ Olatunji (Percussion auf 2)
- Willie Bobo (Drums auf 6, 7)
- Johnny Pacheco (Percussion auf 7)
- Victor Pantoja (Tambora auf 8)
Das sind natürlich nur einige der beteiligten Musiker, aber klangvolle Namen in der Szene. Die Musik groovt entspannt jazzig, afrokubanisch, brasilianisch und trotz ihres Alters in transparentem Stereo-Sound. Alles in allem ist dies eine gelungene Zusammenstellung mit etlichen Standards und ganz viel Percussion.