Dienstag, 23. Juni 2020

Raul Rekow & Karl Perazzo – Just Another Day In The Park (CD 2003)

Im Aquatic Park in San Francisco trafen sich schon in den Sechzigerjahren die örtlichen Percussionspieler, um gemeinsam zu jammen. Michael Carabello, Gründungsmitglied von Santana, erinnert sich: „Ich spielte also am Sonntagnachmittag auf den Stufen im Aquatic Park mit den anderen Congaspielern und Typen, die Weinflaschen mit irgendwelchen Stöcken als Cowbells nutzten…“. Es war gewissermaßen eine Freiluft-Musikschule und Talentbörse. Wer für seine Band einen Perkussionisten suchte, ging einfach hin, schaute sich um und sprach einen von ihnen an. Vermutlich bezieht sich „Just Another Day In The Park“ auf den Aquatic Park.

Perkussionisten fast unter sich
Viele Jahre lang haben Raul Rekow (Congas, Percussion, Vocals) und Karl Perazzo (Timbales, Percussion, Vocals) gemeinsam bei Santana gespielt. Karl spielt dort noch immer, Raul starb traurigerweise 2015. Mittendrin haben sie diese CD aufgenommen, ein Bonbon für Freunde der Perkussion. Und damit kann man tatsächlich ein Album füllen. Wer es noch nicht wusste, darf staunen, wie klangvoll und abwechslungsreich Percussion ist, wenn zudem noch einige Chants die Rhythmen ergänzen. Sehr afrikanisch, wie die Wurzeln dieser Musik. Mehr braucht es eigentlich nicht.

Gibt es aber trotzdem. Auf „Llego Mi Guajira“, dem fünften von neun Songs, gesellen sich tatsächlich weitere Instrumente hinzu, beispielsweise die Trompete von Bill Ortiz, ebenfalls Santana, und obendrein Bass und Keyboards. Sie zaubern ein begeisterndes Salsastück. Andere Instrumente sind nur noch in der zweiten Hälfte von „Suena La Campana“ zu hören.

Ansonsten ist „Just Another Day In The Park“ Percussion pur. Wie an einem Sonntagnachmittag im Aquatic Park. Hören und genießen! Ach ja … eines der ersten reinen Perkussionsalben war 1959 „Drums Of Passion“, das Debütalbum des gebürtigen Nigerianers Michael Babatunde Olatunji – er gilt daher auch als Vater der Weltmusik. Darauf befindet sich ein zehn Jahre später als Coverversion relativ bekannt gewordenes Stück namens „Jin Go Lo Ba“ …

Anmerkung: Wenn ich zwischen den Schreibweisen mit c und k hin und her springe, ist das übrigens kein Versehen, sondern es dient der Abwechslung. Percussion mit c wird englisch, Perkussion mit k deutsch ausgesprochen. Geht beides.

Montag, 22. Juni 2020

Neal Schon – I On U (CD 2005)

Eigentlich spielte Neal Schon nur zwei Studioalben mit Santana ein – „Santana III“ (1971) und „Caravanserai“ (1972). Dann gründete er gemeinsam mit Gregg Rolie die Band Journey. Doch Santana war eben der Beginn seiner Musikerkarriere und dafür bleibt er in Erinnerung. Erst wieder 2016 war er als Initiator des Projekts „Santana IV“ dabei.


Dazwischen schuf er neben seinen Journey-Aktivitäten diverse Soloalben. „I On U“ ist eins davon – unverkennbar ein Gitarrenalbum, aber Neal Schon spielt auch Bass und Synthesizer. Ihn begleiten Omar Hakim (Drums), Igor Len (Keyboards) und Gary Cirimelli (Drum Programming) – das war’s auch schon. Die Musik ist rockig, intensiv und manchmal etwas exotisch. Gelegentlich perlen die Gitarrentöne in für Neal Schon ungewöhnlicher Klarheit aus den Lautsprechern, dann röhren sie wieder, wie von ihm gewohnt.

Auf wen auch immer der Gitarrist sein Auge geworfen hat („Eye On You“) … mir gefällt die meist ziemlich gelöst und heiter klingende Scheibe. Und daher empfehle ich sie gerne weiter …

Donnerstag, 18. Juni 2020

Michael Shrieve – Fascination (CD 1994)

Von Michael Shrieve sind wir abwechslungsreiche Projekte gewohnt. Diesmal spielt der Schlagzeuger mit Bill Frisell (Gitarre) und Wayne Horvitz (Orgel). Das Trio liefert entspannte, bisweilen etwas schräge Jazznummern ab, die aber genau deshalb auch eine gewissen Spannung aufweisen und irgendwie … faszinierend und ein bisschen herb klingen.


Im längsten Stück „The Great Ambassador“ (9:14) etwa – man merkt ihm seine Länge nicht an – treibt Shrieve mit präzisem Spiel Frisell und Horvitz an, ihre Ideen zu präsentieren. „Living With The Law“ ist eher verspielt und melodisch. Die Drums sind stets sehr präsent. Anflüge von Easy Listening gibt es häufig, doch im Spannungsfeld zwischen Entspannung und Spannung passiert einfach zuviel, als dass die Aufmerksamkeit sich in die Hängematte legen könnte.

Ich habe mir die CD wegen Michael Shrieve spontan zugelegt und bin wirklich angetan von diesem Kauf. Mit dem wunderbaren, über acht Minuten lang geheimnisvoll in der See dräuenden „Soundings In Fathoms“ („Wassertiefe in Faden“ – gemeint ist das nautische Längen- und vor allem Tiefenmaß Faden oder Klafter) klingt das Album so aus, dass ich es gleich wieder von Neuem starten könnte …