Freitag, 29. August 2025

Fisherman’s Walkband alias Agua Loca – Latinrock seit 1981

Damals war nur ein Perkussionist dabei. Heute sind es drei. Sie bedienen Congas, Timbales, Perkussion und Handperkussion. Und der Chef spielt E-Gitarre und singt. Das liest sich fast wie bei meiner Lieblingsband. Und wie bei Santana hat es auch hier über die Jahrzehnte diverse personelle Veränderungen gegeben. „Suerte“, die erste LP der Fisherman’s Walkband aus Leinfelden bei Stuttgart, erschien 1981.

LP „Recuerdos de un Verano“ (1984)
Am 17. September 1984 wurde auf NDR2 die zweite LP der Fisherman’s Walkband „Recuerdos de un Verano“ (1984) vorgestellt. Die englisch- und spanischsprachigen Eigenkompositionen (meist vom Gitarristen und Bandleader Peter Schick) erinnerten mich an Santana und weckten sogleich mein Interesse. Seit jenem Tag habe ich sie auf dem Schirm.

CD „Fiesta Mundial“ (1996)
Anfang 1986 entdeckte ich „Recuerdos de un Verano“ unerwartet in einem heimischen Plattengeschäft und fügte die LP unverzüglich meiner Sammlung hinzu. Darauf befinden sich eingängige Melodien wie „Summerbreeze“ mit Steeldrums und karibischem Flair, die Guajira „Salsa Latina“ sowie das eindringliche „Peace“, heute aktueller denn je. Dieses Album finde ich nach wie vor kreativ und abwechslungsreich.

CD „Vámonos“ (2000)
Ihre neuesten Alben heißen „Playa Latina“ (2013) und „Vamos al Mar“ (2020). Dazwischen veröffentlichte die Combo etliche CDs, Maxis und eine DVD. Außerdem sind Songs des Ensembles auf zig Samplern mit Chillout- und Sommermusik zu hören. Allerdings nicht mehr unter dem alten Namen. Denn 2001 wurde der Bandname in Agua Loca geändert.

CD „Poco Loco“ (2002)
Und das kam so: Fisherman’s Walk heißt ein Weg im englischen Bournemouth, der vom Ortsteil Southbourne zum Strand führt. Die Inspiration kam durch einen mehrwöchigen Englandaufenthalt in Bournemouth. Bereits 1977 gaben die Musiker – damals ein Akustik-Duo mit Akustikgitarren und Bongos – sich diesen Namen. Das Projekt wuchs und die Band war immer häufiger im Ausland unterwegs, vor allem in Spanien. Sie wurde unter anderem von der Lufthansa gesponsert, trat auf Lufthansa-Veranstaltungen auf und ihr Song „Gambajillo“ vom Album „Fiesta Mundial“ (1996) wurde in jenem Jahr zum Ferienflieger-Sommerhit der Lufthansa-Tochter Condor.

CD „Toca“ (2007)
Dabei wurde der Bandname zunehmend als unpassend empfunden, weil er Irish Folk, Jazz oder Blues erwarten ließ, während die Musik nach Sommer, Urlaub, Spanien und Lateinamerika klang. Und so entschied man sich Mitte 2001, die Fisherman’s Walkband in Agua Loca umzubenennen. „Agua Loca“ heißt ein Song auf dem Album „Vámonos“ (2000). Der konkrete Vorschlag kam vom Kulturattaché Venezuelas, als er nach dem gemeinsamen Essen ein Agua Loca („verrücktes Wasser“) brauchte. So nennen die südamerikanischen Indios nämlich den Schnaps, weil er aussieht wie Wasser, sie aber „verrückt“ macht. Der neue Name passte zum Sound, war eingängiger und musste nicht mehr erklärt werden.

DVD „Live – En Vivo“ (2008)
Die Fisherman’s Walkband alias Agua Loca bezeichnet ihren Stil als „Spanish-Latino-Rock“ und „Latino-Pop“, was die Sache gut auf den Punkt bringt. Ihre Musik ist weniger afrokubanisch geprägt als bei der frühen Santana-Band. Trotzdem ist sie kraftvoll und überwiegend extrem gut tanzbar. Permanente Percussion-Akzente sorgen durchweg für ein begeisterndes Latin-Feeling.

CD „Vamos al Mar“ (2020)
Doch die Versuchung war offensichtlich zu groß. Neben den von Peter Schick geschriebenen Songs drängten einige Santana-Klassiker wie „Evil Ways“, „Black Magic Woman“, „Oye Como Va“, „She’s Not There“ und „Smooth“ unwiderstehlich ins Repertoire. Auf der DVD „Live – En Vivo“ (2008) und der korrespondierenden CD „Live“ (mit zwei Bonus-Tracks, 2010) sehen und hören wir „Black Magic Woman“ und „Smooth“. Die Version von „Black Magic Woman“ – in einer Studiofassung bereits enthalten auf „Poco Loco“ (2002) – ist wirklich spannend. Hier erzählt quasi eine Möwe – gespielt von der Gitarre – die Geschichte. Das ist gut gemacht und kommt sehr gefühlvoll rüber.

Seit „Fiesta Mundial“ sind alle Alben bei Blue Flame Records erschienen. Das aktuelle Lineup ist: Peter Schick (E-Gitarre, Gesang), „Gina Regina“ Riegel (Gesang), Jonathan Besnier (Gesang), Uli „Rodriguez“ Frank (Keyboards, Gesang), Martin Kiemes (Saxophon, Handperkussion), „Norbertiño“ Schubert (Congas, Perkussion), Birgit van Straelen (Timbales, Perkussion), Hacki Müller (E-Bass) und Helmut Kipp (Schlagzeug).

Das bislang letzte Konzert von Agua Loca fand 2024 statt. Gegenwärtig liegt die Band aus verschiedenen Gründen auf Eis. Schade. Agua Loca on the Rocks …

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