Seit dem 28. März 2025 gibt es das neue Santana-Album „Sentient“, was „gefühlvoll“ oder „sensibel“ heißt. Von der aktuellen Band sind Cindy Blackman Santana auf zwei Songs und Benny Rietveld auf einem Song dabei – das war‘s. Daneben hören wir noch zwei alte Santana-Aufnahmen. Der Rest ist Carlos gemeinsam mit anderen Musikern aus der Zeit von 1991 bis heute.
„Sentient“ enthält elf Titel. Nur drei davon sind bislang unveröffentlicht. Wer allerdings die alten und interessanten Gastspiele von Carlos Santana bei Michael Jackson und Paolo Rustichelli sowie den Rap von DMC bislang nicht kennt, findet hier schon neun unbekannte Songs. Also hören wir mal.
„Let the Guitar Play“, eine etwas poppiger abgemischte Rap-Version des „Song for Cindy“ vom letzten Album „Blessings and Miracles“ (2021), erscheint am 30. September 2023 als Video. Für den Rap sorgt Darryl „DMC“ McDaniels von Run-DMC. Weitere Versionen von „Let the Guitar Play“ folgen am 12. Januar 2024 als Downloads und zum Streamen, nämlich eine Radio Version, eine Soul Radio Version und eine Instrumentalfassung. Die mit der Musik des Videos identische Radio Version ist hier auf „Sentient“ gelandet. Als Musiker sind neben Carlos, Cindy und DMC auch Narada Michael Walden und sein vierköpfiges Nicolosi-Team dabei.
„Stranger in Moscow“ von Michael Jackson wird in einer zart hereinschwebenden Live-Version aus dem Jahr 2007 von Narada Michael Waldens Band interpretiert. Carlos dominiert jedoch mit ergreifenden Soli, die ihm mehrfach verdienten Applaus auf offener Szene bescheren.
„Whatever Happens“ ist ein Besuch bei Michael Jackson auf dessen Album „Invincible“ (2001). Carlos spielt Gitarre und pfeift, während im Hintergrund dezent ein Orchester säuselt. Auch dieser Song gefällt mir. Am Ende bedanken sich Carlos und Michael brav beieinander – irgendwie rührend.
Bei dem zweiten neuen Stück „Please Don‘t Take Your Love“ mit Smokey Robinson begleitet Carlos den etwas eintönigen und herben Soultitel recht passend, nämlich eintönig und herb. Große Inspiration geht von ihm jedenfalls nicht aus.
Miles Davis starb am 28. September 1991. Trotzdem ist er beim Album „Mystic Man“ von Paolo Rustichelli (1996) dabei. Für die Songs „Get On“ und „Rastafario“ wurden also Archiv-Aufnahmen verwendet. Sie entstanden vermutlich während einer Session am 26. Juli 1989 in Rustichellis Studio in Rom, bei der Miles Davis sieben Songs eingespielt haben soll.
Die vier Stücke mit Paolo Rustichelli sind wirklich hörenswert. Sie bewegen sich zwischen Jazz, Soul und Blues und schlagen eine Brücke zu dem für Carlos so wichtigen Miles Davis. Warum sie indes als „Sentient Versions“ bezeichnet werden, vermag ich nicht zu sagen. Ich kann keine Unterschiede zu den Originalen feststellen.
Miles Davis starb am 28. September 1991. Trotzdem ist er beim Album „Mystic Man“ von Paolo Rustichelli (1996) dabei. Für die Songs „Get On“ und „Rastafario“ wurden also Archiv-Aufnahmen verwendet. Sie entstanden vermutlich während einer Session am 26. Juli 1989 in Rustichellis Studio in Rom, bei der Miles Davis sieben Songs eingespielt haben soll.
Von Rustichellis älterem Album „Mystic Jazz“ (1992) stammt außerdem der Song „Full Moon“. Über ihn fand Benny Rietveld, der zuvor bei Miles Davis den Bass zupfte, zu Santana, wie er selbst erzählt: „Carlos und ich trafen uns bei einer Aufnahmesession für Paolo Rustichellis Album ‚Mystic Jazz‘. Ich spielte auf einigen Songs dieses Albums, als ich noch bei Miles war, und Carlos wirkte auf ‚Full Moon‘ mit. Daher trafen wir uns im Studio. Und da Carlos ein großer Fan von Miles war, hatte er mich schon ein paarmal spielen sehen. Wir unterhielten uns und tauschten unsere Nummern aus. Ich hatte schon das Gefühl, dass es an der Zeit war, Miles‘ Nest zu verlassen, also schien es das nächste Ding für mich zu sein. Und es war, als schließe sich ein Kreis, weil Carlos mehr zu meinen musikalischen Vorlieben und meiner Generation passte“.
Die vier Stücke mit Paolo Rustichelli sind wirklich hörenswert. Sie bewegen sich zwischen Jazz, Soul und Blues und schlagen eine Brücke zu dem für Carlos so wichtigen Miles Davis. Warum sie indes als „Sentient Versions“ bezeichnet werden, vermag ich nicht zu sagen. Ich kann keine Unterschiede zu den Originalen feststellen.
„I’ll Be Waiting“ und „Blues for Salvador“ sind alte Santana-Songs von den Alben „Moonflower“ (1977) und „Blues for Salvador“ (1987). Vielleicht landen sie auf „Sentient“, weil es einfach gefühlvolle Songs sind, die somit dem Albumtitel entsprechen. „Blues for Salvador“ hat außerdem eine besondere Bedeutung. Denn für diese ausgedehnte Gitarrenimprovisation mit WahWah-Effekten, getragen von Chester Thompsons feinfühligem Keyboard, gewann Carlos 1989 seinen ersten Grammy Award, und zwar in der Rubrik „Best Rock Instrumental Performance“.
Fehlt als dritter neuer Titel „Coherence“ mit Cindy Blackman Santana. Der Song klingt härter und dumpfer als der Rest und obendrein etwas experimentell und unfertig. Um echte Stimmigkeit (so die Übersetzung) in das Stück zu kriegen, müssen die Musiker am Arrangement noch feilen.
Insgesamt lebt „Sentient“ vor allem von den betagteren Aufnahmen und lohnt sich insbesondere für Fans, denen die versprengten Kollaborationen mit Michael Jackson und Paolo Rustichelli noch fehlen.