Die Maxis enthalten bis zu sechs Versionen des jeweiligen Hits und erreichen dabei teilweise sogar Albumlänge. „Smooth“ (feat. Rob Thomas) ist mit 14:00 Minuten noch kurz. „Maria Maria“ (feat. The Product G&B) bringt es auf 34:27. „Corazon Espinado“ (feat. Maná) schießt mit 35:34 den Vogel ab. „Put Your Lights On“ (feat. Everlast) läuft 18:02 und enthält auch zwei andere Songs. Details sind auf den Cover-Innenseiten zu lesen (zum Vergrößern anklicken).
Mittwoch, 24. Dezember 2025
Santana – Maxi-Singles zu „Supernatural“ (1999/2000)
Das mit neun Grammys geehrte Album „Supernatural“ (1999) bescherte Santana ein furioses Comeback und viele Hits. Natürlich nutzte die Plattenfirma die Gunst der Stunde. So erschien eine Maxi-Single nach der anderen. Als Fan kam ich kaum hinterher und will nicht ausschließen, dass mir die eine oder andere sogar durch die Lappen gegangen ist.
Die Maxis enthalten bis zu sechs Versionen des jeweiligen Hits und erreichen dabei teilweise sogar Albumlänge. „Smooth“ (feat. Rob Thomas) ist mit 14:00 Minuten noch kurz. „Maria Maria“ (feat. The Product G&B) bringt es auf 34:27. „Corazon Espinado“ (feat. Maná) schießt mit 35:34 den Vogel ab. „Put Your Lights On“ (feat. Everlast) läuft 18:02 und enthält auch zwei andere Songs. Details sind auf den Cover-Innenseiten zu lesen (zum Vergrößern anklicken).
Die Maxis enthalten bis zu sechs Versionen des jeweiligen Hits und erreichen dabei teilweise sogar Albumlänge. „Smooth“ (feat. Rob Thomas) ist mit 14:00 Minuten noch kurz. „Maria Maria“ (feat. The Product G&B) bringt es auf 34:27. „Corazon Espinado“ (feat. Maná) schießt mit 35:34 den Vogel ab. „Put Your Lights On“ (feat. Everlast) läuft 18:02 und enthält auch zwei andere Songs. Details sind auf den Cover-Innenseiten zu lesen (zum Vergrößern anklicken).
Freitag, 28. November 2025
Santana – Festivál (1977)
„Festivál“ setzt die bereits mit „Amigos“ (1976) begonnene Abkehr Santanas vom Jazzrock fort. Die Erde hat sie wieder. Einerseits ist das ein wenig schade, denn in jener Phase sind wirklich wunderbare Werke entstanden. Andererseits macht diese fröhliche Tanzmusik Spaß, so dass die Entwicklung auch ihre guten Seiten hat.
Raul Rekow (10. Juni 1954 bis 1. November 2015) beginnt zunächst mit Trompete und Waldhorn, möchte aber lieber zum Schlagzeug wechseln. Doch es kommt etwas dazwischen. „1967 sah ich die Santana Blues Band im Cow Palace (San Francisco) spielen. Diese Show und der Santana-Sound inspirierten mich, die Congas auszuprobieren. Ich hatte jedoch nicht genügend Geld. Also sparte ich so lange, bis ich mir meine erste Conga für 35 Dollar bei einem Pfandleiher kaufen konnte. Ich ging nach Hause und nahm die Conga auseinander um zu sehen, wie sie funktioniert. Dann brachte ich mir das Spielen bei.
Nach dem Hören von Santana gab es in der Bay Area eine Percussion-Explosion. Jeder zog los, um eine Conga zu kaufen, und jeder schien bei Santana spielen zu wollen. Ich bin sehr froh, denn da draußen gibt es viele großartige Musiker, und ich hatte Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Eines Tages rief mich jemand von Bill Graham Presents an. Er erzählte, dass Armando [Peraza] krank sei und Carlos Ersatz für die Aufnahmen eines neuen Albums suche. Ich war allein zu Hause, und nach dem Telefonat war ich so begeistert, mit Santana spielen zu können, dass ich brüllend und schreiend im Haus umherlief. Ich war so glücklich. Ein Traum war in Erfüllung gegangen“.
Den heißen Auftakt bilden mit „Carnaval“, „Let the Children Play“ und „Jugando“ drei schäumende, nahtlos ineinander übergehende Songs, die eine Suite bilden und einfach zusammengehören. „Carnaval“ scheint frisch und ungekühlt vom brasilianischen Karneval zu stammen. Man sieht förmlich die fröhlichen Sambatänzerinnen in den Straßen von Rio vor sich.
„Give Me Love“, eine soulige Ballade, schaltet zwei Gänge zurück, was nach dem rasanten Auftakt eine willkommene Verschnaufpause bietet. Bläsersounds (von Tom Coster erzeugt), feines Keyboardsingen und eine dezente Gitarre erzeugen dennoch ein kraftvolles Stück.
„Verao Vermelho“ erinnert dank der akustischen Gitarre und ganz viel Percussion an „Gitano“ von „Amigos“. Außerdem erzeugt der Gesang mehr als einen Hauch von brasilianischer Stimmung in diesem flotten Lied, während die Gitarre unsere Träume nach Andalusien entführt.
„Let the Music Set You Free“ wird von einer heißen Hammondorgel begleitet. Eine Rocknummer, sehr extrovertiert, laut und partymäßig, mit tosender Gitarre.
„Revelations“ beginnt ähnlich wie „Treat“ vom Debütalbum ruhig mit Klavier und steigert sich erheblich, was das rasselnde Schlagzeug lange ankündigt. Voller Intensität überflügeln sich Gitarre und Keyboard in der zweiten Hälfte gegenseitig.
„Reach Up“, mit schnarrender Gitarre und funkigem Bass, ist ein wenig belanglos, in meinen Ohren das schwächste Stück des Albums.
„The River“ mit dem Gesang von Leon Patillo und einem etwas pathetischen Break mittendrin, trägt den Hörer langsam und melodisch mit sich fort. Es ist eigentlich eher als Gospelsong gedacht. Mit dem in den Lyrics häufig gebrauchten „You“ („You are my river …You are the freedom …“) ist Jesus gemeint.
„Try a Little Harder“ mit virtuos gespielten Trillerpfeifen knüpft an die Partystimmung der ersten drei Titel an. Vor allem Gitarre und Schlagzeug erhalten die Gelegenheit zu lautstarken Soli.
„Maria Caracóles“ mit dem Sänger Pablo Tellez schließlich wird von einem Feuer aus Percussion und Bläsersätzen (erneut keinen echten) angeheizt. Der Mozambique, den die besungene Maria so anmutig tanzt, ist ein besonderer Rhythmus, erfunden von Pello El Afrokán, dem kubanischen Komponisten des Stücks. Auch die Afro-Cuban All Stars haben den Song gecovert, sich dabei allerdings weiter vom Original entfernt als Santana.
Alles in allem ist „Festivál“ farbenfroh und abwechslungsreich. Das Album mit einigen sehr starken Titeln wirkt frisch und unbeschwert, wie ein Festival mit kleinen Erholungspausen – oder tatsächlich wie „Carnaval“. Es ist durch das ebenfalls 1977 erschienene und sehr erfolgreiche Live- und Studioalbum „Moonflower“ ein wenig überrollt worden und hat daher wohl nicht ganz die verdiente Aufmerksamkeit erhalten. Ein Grund mehr, es mal wieder zu hören.
Neu bei Santana sind Raul Rekow an den Congas, Pablo Tellez am Bass und Gaylord Birch am Schlagzeug. Im Gegensatz zu Tellez und Birch soll Rekow bei Santana zu einem der ausdauerndsten Bandmitglieder werden. Er hat sich gut auf den Job vorbereitet. Im Alter von 15 Jahren covert er mit einer Band namens Soul Sacrifice Santana-Songs. Dann spielt er bei Malo, der Band von Carlos‘ Bruder Jorge Santana, und von 1972 bis 1976 bei Sapo, einer anderen Band der Chicano-Szene. Erst zu der Zeit beginnt er, „das Conga-Spiel ernsthaft zu studieren. (…) Ich mußte also zurück zu den Roots der Conga, und ich beschäftigte mich mit dem Afro-Stil; aber eigentlich interessierte mich der afro-kubanische Stil mehr, weil ich ihn einfach viel aufregender finde“.
Raul Rekow (10. Juni 1954 bis 1. November 2015) beginnt zunächst mit Trompete und Waldhorn, möchte aber lieber zum Schlagzeug wechseln. Doch es kommt etwas dazwischen. „1967 sah ich die Santana Blues Band im Cow Palace (San Francisco) spielen. Diese Show und der Santana-Sound inspirierten mich, die Congas auszuprobieren. Ich hatte jedoch nicht genügend Geld. Also sparte ich so lange, bis ich mir meine erste Conga für 35 Dollar bei einem Pfandleiher kaufen konnte. Ich ging nach Hause und nahm die Conga auseinander um zu sehen, wie sie funktioniert. Dann brachte ich mir das Spielen bei.
Nach dem Hören von Santana gab es in der Bay Area eine Percussion-Explosion. Jeder zog los, um eine Conga zu kaufen, und jeder schien bei Santana spielen zu wollen. Ich bin sehr froh, denn da draußen gibt es viele großartige Musiker, und ich hatte Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Eines Tages rief mich jemand von Bill Graham Presents an. Er erzählte, dass Armando [Peraza] krank sei und Carlos Ersatz für die Aufnahmen eines neuen Albums suche. Ich war allein zu Hause, und nach dem Telefonat war ich so begeistert, mit Santana spielen zu können, dass ich brüllend und schreiend im Haus umherlief. Ich war so glücklich. Ein Traum war in Erfüllung gegangen“.
Den heißen Auftakt bilden mit „Carnaval“, „Let the Children Play“ und „Jugando“ drei schäumende, nahtlos ineinander übergehende Songs, die eine Suite bilden und einfach zusammengehören. „Carnaval“ scheint frisch und ungekühlt vom brasilianischen Karneval zu stammen. Man sieht förmlich die fröhlichen Sambatänzerinnen in den Straßen von Rio vor sich.
„Give Me Love“, eine soulige Ballade, schaltet zwei Gänge zurück, was nach dem rasanten Auftakt eine willkommene Verschnaufpause bietet. Bläsersounds (von Tom Coster erzeugt), feines Keyboardsingen und eine dezente Gitarre erzeugen dennoch ein kraftvolles Stück.
„Verao Vermelho“ erinnert dank der akustischen Gitarre und ganz viel Percussion an „Gitano“ von „Amigos“. Außerdem erzeugt der Gesang mehr als einen Hauch von brasilianischer Stimmung in diesem flotten Lied, während die Gitarre unsere Träume nach Andalusien entführt.
„Let the Music Set You Free“ wird von einer heißen Hammondorgel begleitet. Eine Rocknummer, sehr extrovertiert, laut und partymäßig, mit tosender Gitarre.
„Revelations“ beginnt ähnlich wie „Treat“ vom Debütalbum ruhig mit Klavier und steigert sich erheblich, was das rasselnde Schlagzeug lange ankündigt. Voller Intensität überflügeln sich Gitarre und Keyboard in der zweiten Hälfte gegenseitig.
„Reach Up“, mit schnarrender Gitarre und funkigem Bass, ist ein wenig belanglos, in meinen Ohren das schwächste Stück des Albums.
„The River“ mit dem Gesang von Leon Patillo und einem etwas pathetischen Break mittendrin, trägt den Hörer langsam und melodisch mit sich fort. Es ist eigentlich eher als Gospelsong gedacht. Mit dem in den Lyrics häufig gebrauchten „You“ („You are my river …You are the freedom …“) ist Jesus gemeint.
„Try a Little Harder“ mit virtuos gespielten Trillerpfeifen knüpft an die Partystimmung der ersten drei Titel an. Vor allem Gitarre und Schlagzeug erhalten die Gelegenheit zu lautstarken Soli.
„Maria Caracóles“ mit dem Sänger Pablo Tellez schließlich wird von einem Feuer aus Percussion und Bläsersätzen (erneut keinen echten) angeheizt. Der Mozambique, den die besungene Maria so anmutig tanzt, ist ein besonderer Rhythmus, erfunden von Pello El Afrokán, dem kubanischen Komponisten des Stücks. Auch die Afro-Cuban All Stars haben den Song gecovert, sich dabei allerdings weiter vom Original entfernt als Santana.
Alles in allem ist „Festivál“ farbenfroh und abwechslungsreich. Das Album mit einigen sehr starken Titeln wirkt frisch und unbeschwert, wie ein Festival mit kleinen Erholungspausen – oder tatsächlich wie „Carnaval“. Es ist durch das ebenfalls 1977 erschienene und sehr erfolgreiche Live- und Studioalbum „Moonflower“ ein wenig überrollt worden und hat daher wohl nicht ganz die verdiente Aufmerksamkeit erhalten. Ein Grund mehr, es mal wieder zu hören.
Dienstag, 21. Oktober 2025
The Rolling Stones feat. Michael Carabello (1981)
Das Album „Tattoo You“ der Rolling Stones erschien 1981. Sein Vorgängeralbum „Emotional Rescue“ (1980), bei dem übrigens der Ex-Santana-Schlagzeuger Michael Shrieve als Perkussionist mitwirkte, spielte die Band ganz normal in mehreren eigens dafür anberaumten Sessions ein. „Tattoo You“ hingegen besteht es aus Songs, die über die Siebzigerjahre verstreut entstanden und nun aus der Schublade geholt wurden. Denn die Stones brauchten für ihre anstehende Tour ein neues Album, hatten jedoch keine Zeit mehr, ein solches aufzunehmen. Sie griffen also auf vorhandenes Material zurück. Auch Songs aus den Sessions für „Emotional Rescue“ befinden sich darunter. Trotzdem klingt „Tattoo You“ sehr homogen und stimmig.
Meine alte LP enthält zwar die Lyrics, aber keinerlei Credits. Bei späteren Ausgaben sind die Credits offenbar unvollständig. Wenig bekannt ist daher, dass Michael Carabello – Santanas Ur-Perkussionist – mit Congas, Cowbells, Claves, Guiro und Cabasa an den Aufnahmen in New York City beteiligt war (siehe hier).
Carabello zählt die Songs „Start Me Up“, „Heaven“ (vermutlich ist es aber nicht „Heaven“, sondern „Slave“) und „Waiting on a Friend“ auf. „Als Congaspieler musst du diese großen, schweren Dinger schleppen. Ich marschierte fünf Blocks weit mit drei Congas, Mann. Ich kam also an und war erstmal fertig. Und dann sah ich Keith Richards – einen meiner Helden – in den Raum gehen. Charlie Watts – noch einer meiner Helden – ging ebenfalls rein und am nächsten Tag machten wir die Aufnahmen. Ich erinnere mich, dass Mick [Jagger] mir sagte, was ich spielen sollte. Das ist lustig, (…) denn er ließ mich einige Sachen ausprobieren und dann fragte ich, ob wir es mal so versuchen könnten, wie ich es machen würde. Ich meine … eigentlich fragt man die Rolling Stones nicht, ob man sein eigenes Ding machen darf. Aber er sagte ‚Klar‘ und das waren die Aufnahmen, die auf diesen drei Songs landeten. Ich fühlte mich sehr geehrt, mit einer der größten Rock‘n‘Roll Bands aller Zeiten zu spielen. Und ich bin der einzige Conguero aus San Francisco, der mit ihnen gespielt hat“.
Mit „Slave“ und „Waiting on a Friend“ begleitet er zwei der für mich stimmungsvollsten und schönsten Songs der Stones.
Meine alte LP enthält zwar die Lyrics, aber keinerlei Credits. Bei späteren Ausgaben sind die Credits offenbar unvollständig. Wenig bekannt ist daher, dass Michael Carabello – Santanas Ur-Perkussionist – mit Congas, Cowbells, Claves, Guiro und Cabasa an den Aufnahmen in New York City beteiligt war (siehe hier).
Carabello zählt die Songs „Start Me Up“, „Heaven“ (vermutlich ist es aber nicht „Heaven“, sondern „Slave“) und „Waiting on a Friend“ auf. „Als Congaspieler musst du diese großen, schweren Dinger schleppen. Ich marschierte fünf Blocks weit mit drei Congas, Mann. Ich kam also an und war erstmal fertig. Und dann sah ich Keith Richards – einen meiner Helden – in den Raum gehen. Charlie Watts – noch einer meiner Helden – ging ebenfalls rein und am nächsten Tag machten wir die Aufnahmen. Ich erinnere mich, dass Mick [Jagger] mir sagte, was ich spielen sollte. Das ist lustig, (…) denn er ließ mich einige Sachen ausprobieren und dann fragte ich, ob wir es mal so versuchen könnten, wie ich es machen würde. Ich meine … eigentlich fragt man die Rolling Stones nicht, ob man sein eigenes Ding machen darf. Aber er sagte ‚Klar‘ und das waren die Aufnahmen, die auf diesen drei Songs landeten. Ich fühlte mich sehr geehrt, mit einer der größten Rock‘n‘Roll Bands aller Zeiten zu spielen. Und ich bin der einzige Conguero aus San Francisco, der mit ihnen gespielt hat“.
Mit „Slave“ und „Waiting on a Friend“ begleitet er zwei der für mich stimmungsvollsten und schönsten Songs der Stones.
Dienstag, 30. September 2025
Siegfried Schmidt-Joos, Barry Graves – Rocklexikon (2. Auflage 1975)
Bessere und schlechtere Bücher gingen in der Schulzeit durch meine Hände. Die meisten sind entsorgt und vergessen. Zwei gab es allerdings, die für mich wirklich wichtig waren und die ich nach Jahrzehnten noch immer besitze: den „Diercke Weltatlas“ und das „Rocklexikon“ von Siegfried Schmidt-Joos und Barry Graves in der zweiten Auflage von 1975 mit 446 Seiten. Eigentlich ist dies natürlich gar kein Schulbuch, doch wir sollten es tatsächlich für den Musikunterricht in der zehnten Klasse anschaffen. Das war mal richtig brauchbarer Unterricht.
Zu jener Zeit entwickelten sich meine dauerhaften musikalischen Interessen und Vorlieben. Und das „Rocklexikon“ wurde quasi meine Bibel – schließlich wollte ich wissen, was ich höre. Entsprechend abgenutzt (für meine Verhältnisse) sieht das Buch aus. PCs, Internet, Wikipedia und Discogs waren damals noch nicht in Sicht. Also musste man seine Informationen aus echten Büchern beziehen. Na gut, parallel hatte ich den Musik-Express abonniert. Weitere Bücher kamen hinzu. Sehr nützlich und oft zur Hand genommen war zudem der jährlich herausgegebene „Pop-Katalog“ von jpc mit zuletzt über 2000 Seiten, der mehr als 50.000 CDs auflistete. Doch zum Nachschlagen blieb dieses „Rocklexikon“ viele Jahre lang das Standardwerk für mich.
Daraus bezog ich natürlich meine ersten Informationen über Santana. Die blieben in dem Buch freilich für alle Zeiten auf dem Stand von 1974 (die Seiten 308 und 309 für eine vergrößerte Darstellung anklicken). Und da in dem Eintrag auch Azteca so ausführlich erwähnt ist, begann meine weltweite Fahndung nach den beiden genannten LPs „Azteca“ und „Pyramid of the Moon“, die erst viele Jahre später zu einem glücklichen Ende führen sollte. 2022 wurden beide sogar als SACD-Set wiederveröffentlicht. Auch die Solo-LP von José „Chepito“ Areas entdeckte ich irgendwann.
Eine Aktualisierung des Buches ließ ewig auf sich warten. 1990 erschien endlich „Das neue Rock Lexikon“ in zwei Bänden (zusammen 1048 Seiten) – diesmal von Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos. Obendrein kaufte ich mir in Schottland das großformatige „Guinness Book of Rock Stars“ von Dafydd Rees & Luke Crampton (zweite Auflage 1991, 586 Seiten) und verschenkte die in England erstandene erste Auflage (1989). Mit diesen Werken war ich für eine Weile wieder gut gewappnet. Doch auch sie wurden alt und älter. Genau wie ich …
In meinem Buch „Sechs Jahrzehnte SANTANA“ (2022, 374 Seiten) sind ein paar mehr und zudem neuere Infos über die Band nachzulesen.
| Siegfried Schmidt-Joos & Barry Graves: Rocklexikon (1975) |
| Siegfried Schmidt-Joos & Barry Graves: Rocklexikon (1975, S. 308) |
| Siegfried Schmidt-Joos & Barry Graves: Rocklexikon (1975, S. 309) |
| Barry Graves & Siegfried Schmidt-Joos: Rocklexikon (2 Bände, 1990) |
| Dafydd Rees & Luke Crampton: Guinness Book of Rock Stars (1991) |
Freitag, 29. August 2025
Fisherman’s Walkband alias Agua Loca – Latinrock seit 1981
Damals war nur ein Perkussionist dabei. Heute sind es drei. Sie bedienen Congas, Timbales, Perkussion und Handperkussion. Und der Chef spielt E-Gitarre und singt. Das liest sich fast wie bei meiner Lieblingsband. Und wie bei Santana hat es auch hier über die Jahrzehnte diverse personelle Veränderungen gegeben. „Suerte“, die erste LP der Fisherman’s Walkband aus Leinfelden bei Stuttgart, erschien 1981.
Am 17. September 1984 wurde auf NDR2 die zweite LP der Fisherman’s Walkband „Recuerdos de un Verano“ (1984) vorgestellt. Die englisch- und spanischsprachigen Eigenkompositionen (meist vom Gitarristen und Bandleader Peter Schick) erinnerten mich an Santana und weckten sogleich mein Interesse. Seit jenem Tag habe ich sie auf dem Schirm.
Anfang 1986 entdeckte ich „Recuerdos de un Verano“ unerwartet in einem heimischen Plattengeschäft und fügte die LP unverzüglich meiner Sammlung hinzu. Darauf befinden sich eingängige Melodien wie „Summerbreeze“ mit Steeldrums und karibischem Flair, die Guajira „Salsa Latina“ sowie das eindringliche „Peace“, heute aktueller denn je. Dieses Album finde ich nach wie vor kreativ und abwechslungsreich.
Ihre neuesten Alben heißen „Playa Latina“ (2013) und „Vamos al Mar“ (2020). Dazwischen veröffentlichte die Combo etliche CDs, Maxis und eine DVD. Außerdem sind Songs des Ensembles auf zig Samplern mit Chillout- und Sommermusik zu hören. Allerdings nicht mehr unter dem alten Namen. Denn 2001 wurde der Bandname in Agua Loca geändert.
Und das kam so: Fisherman’s Walk heißt ein Weg im englischen Bournemouth, der vom Ortsteil Southbourne zum Strand führt. Die Inspiration kam durch einen mehrwöchigen Englandaufenthalt in Bournemouth. Bereits 1977 gaben die Musiker – damals ein Akustik-Duo mit Akustikgitarren und Bongos – sich diesen Namen. Das Projekt wuchs und die Band war immer häufiger im Ausland unterwegs, vor allem in Spanien. Sie wurde unter anderem von der Lufthansa gesponsert, trat auf Lufthansa-Veranstaltungen auf und ihr Song „Gambajillo“ vom Album „Fiesta Mundial“ (1996) wurde in jenem Jahr zum Ferienflieger-Sommerhit der Lufthansa-Tochter Condor.
Dabei wurde der Bandname zunehmend als unpassend empfunden, weil er Irish Folk, Jazz oder Blues erwarten ließ, während die Musik nach Sommer, Urlaub, Spanien und Lateinamerika klang. Und so entschied man sich Mitte 2001, die Fisherman’s Walkband in Agua Loca umzubenennen. „Agua Loca“ heißt ein Song auf dem Album „Vámonos“ (2000). Der konkrete Vorschlag kam vom Kulturattaché Venezuelas, als er nach dem gemeinsamen Essen ein Agua Loca („verrücktes Wasser“) brauchte. So nennen die südamerikanischen Indios nämlich den Schnaps, weil er aussieht wie Wasser, sie aber „verrückt“ macht. Der neue Name passte zum Sound, war eingängiger und musste nicht mehr erklärt werden.
Die Fisherman’s Walkband alias Agua Loca bezeichnet ihren Stil als „Spanish-Latino-Rock“ und „Latino-Pop“, was die Sache gut auf den Punkt bringt. Ihre Musik ist weniger afrokubanisch geprägt als bei der frühen Santana-Band. Trotzdem ist sie kraftvoll und überwiegend extrem gut tanzbar. Permanente Percussion-Akzente sorgen durchweg für ein begeisterndes Latin-Feeling.
Doch die Versuchung war offensichtlich zu groß. Neben den von Peter Schick geschriebenen Songs drängten einige Santana-Klassiker wie „Evil Ways“, „Black Magic Woman“, „Oye Como Va“, „She’s Not There“ und „Smooth“ unwiderstehlich ins Repertoire. Auf der DVD „Live – En Vivo“ (2008) und der korrespondierenden CD „Live“ (mit zwei Bonus-Tracks, 2010) sehen und hören wir „Black Magic Woman“ und „Smooth“. Die Version von „Black Magic Woman“ – in einer Studiofassung bereits enthalten auf „Poco Loco“ (2002) – ist wirklich spannend. Hier erzählt quasi eine Möwe – gespielt von der Gitarre – die Geschichte. Das ist gut gemacht und kommt sehr gefühlvoll rüber.
Seit „Fiesta Mundial“ sind alle Alben bei Blue Flame Records erschienen. Das aktuelle Lineup ist: Peter Schick (E-Gitarre, Gesang), „Gina Regina“ Riegel (Gesang), Jonathan Besnier (Gesang), Uli „Rodriguez“ Frank (Keyboards, Gesang), Martin Kiemes (Saxophon, Handperkussion), „Norbertiño“ Schubert (Congas, Perkussion), Birgit van Straelen (Timbales, Perkussion), Hacki Müller (E-Bass) und Helmut Kipp (Schlagzeug).
| LP „Recuerdos de un Verano“ (1984) |
| CD „Fiesta Mundial“ (1996) |
| CD „Vámonos“ (2000) |
| CD „Poco Loco“ (2002) |
| CD „Toca“ (2007) |
| DVD „Live – En Vivo“ (2008) |
| CD „Vamos al Mar“ (2020) |
Das bislang letzte Konzert von Agua Loca fand 2024 statt. Gegenwärtig liegt die Band aus verschiedenen Gründen auf Eis. Schade. Agua Loca on the Rocks …
Mittwoch, 30. Juli 2025
Eric Clapton (and Guests) – Crossroads Guitar Festival (2 DVDs 2004)
Seit 1999 gibt es die Crossroads Guitar Festivals, deren Erlöse in das von Eric Clapton gegründete Crossroads Centre zur Behandlung von Drogenopfern auf Antigua fließen. Zu den Festivals lädt Eric Clapton viele seiner musikalischen Freunde ein. Es ist jedes Mal ein Schaulaufen hochkarätiger Gitarristen. Bislang fanden die Crossroads Guitar Festivals in den Jahren 1999, 2004, 2007, 2010, 2013, 2019 und 2023 statt. 2004 und 2023 war auch Santana dabei.
Das Konzert am 6. Juni 2004 dauerte rund 45 Minuten. Santana – das sind hier Carlos Santana, Chester Thompson, Karl Perazzo, Dennis Chambers und Benny Rietveld, selbstverständlich begleitet von Eric Clapton. „Jingo“ (7:30) schaffte es auf die DVD-Edition aus dem Jahr 2004 (DVD 1, Track 17).
Beim Festival 2004 hatte auch Neal Schon einen Auftritt. Ihn wollte Eric Clapton 1970 in seiner Band haben, quasi von Santana abwerben, nachdem er im Studio während der Aufnahmen für „Abraxas“ mit ihm gejammt hatte (siehe „Sechs Jahrzehnte SANTANA“, S. 64). Schon entschied sich dann aber doch für Santana. Leider wurde von ihm kein Song für die DVD ausgewählt (ebenso erging es Jeff Beck, Pat Metheny und Styx).
2016 erschien eine 3er-CD-Box mit Highlights der Festivals von 2004, 2007 und 2013. Hier ist „Jingo“ aus dem Jahr 2004 unter dem Titel „Drums of Passion“ zu hören (CD 1, Track 10).
Das Konzert am 6. Juni 2004 dauerte rund 45 Minuten. Santana – das sind hier Carlos Santana, Chester Thompson, Karl Perazzo, Dennis Chambers und Benny Rietveld, selbstverständlich begleitet von Eric Clapton. „Jingo“ (7:30) schaffte es auf die DVD-Edition aus dem Jahr 2004 (DVD 1, Track 17).
| „Jingo“ mit Eric Clapton (Screenshot von der DVD) |
2016 erschien eine 3er-CD-Box mit Highlights der Festivals von 2004, 2007 und 2013. Hier ist „Jingo“ aus dem Jahr 2004 unter dem Titel „Drums of Passion“ zu hören (CD 1, Track 10).
Auf der 2023er-Edition (veröffentlicht 2024) ist Santana erneut mit „Jingo“ (4:26) vertreten sowie Santana und John McLaughlin mit „A Love Supreme“ (4:52). Diese Box hat ihren Weg jedoch nicht in meine Sammlung gefunden.
Montag, 2. Juni 2025
Jeff Tamarkin – Carlos Santana. Love, Devotion, Surrender. A Visual Journey (2025)
Bei diesem Buch reicht meine Küchenwaage nicht aus. Eine Personenwaage muss her und bleibt bei 5,4 kg stehen. Dieses Buch ist echt monströs – dick und schwer. Sein Preis: 175 US-Dollar. Außenmaße des Pappschubers: 39,8 x 29,4 x 6,9 cm. Geprägter Einband. 392 Seiten mit metallisch schimmerndem Violettschnitt ringsum. Drei Lesebändchen. Diverse eingeklebte Objekte mit Inhalt. Verlag: Insight Editions, San Rafael, CA, 2025. ISBN 979 88866 32736. Erscheinungsdatum: 27. Mai 2025. Soweit der Steckbrief.
Sowas habe ich noch nicht gesehen. Das Buch lädt auf eine wahrlich ausgedehnte Entdeckungsreise ein.
… Reproduktionen von Konzertplakaten, …
… und schließlich eine Liste mit allen Live Performances von Santana von 1969 bis 2024 über geschlagene 32 Seiten.
Die Fotos oben täuschen nicht, Da klaffen mitunter auffällige Lücken zwischen den Seiten. Warum? Weil mehr oder weniger dicke Objekte eingeklebt sind. Beispielsweise vier Albumhüllen, mit ca. 28 x 28 cm fast in Original-LP-Größe. In der Hülle des Debütalbums (1969) steckt ein Foto.
In der Hülle von „Abraxas“ (1970) befindet sich in verkleinerter Ausgabe das Poster, welches ich von meiner eigenen LP kenne und in meinem Buch „Sechs Jahrzehnte SANTANA“ auf Seite 12 abgebildet habe.
Atemberaubend ist vor allem „Lotus“ (1974). Hier haben wir nicht nur das aufklappbare Triple-Gatefold-Cover der LP-Ausgabe, …
… sondern obendrein das komplette Artwork mit den beiden vierteiligen Postern zum Herausnehmen und den vier Fotoblättern aus der CD-Legacy-Edition.
… Umschläge aus Pergament mit Kopien von Dokumenten, …
… Faksimiles handschriftlicher Notizen, …
… ausklappbare Seiten, …
… Fotos ohne Ende, …
… eine komplette Santana-Diskographie mit (vermutlich) allen Gastauftritten von Carlos bei anderen Musikern über eine Strecke von 19 Seiten, …
Fazit: Dieser aufwendig gestaltete Prachtband hat es in sich. Er steckt voller Juwelen und dürfte jeden Santana-Fan begeistern. Bei seiner üppigen Ausstattung scheint mir der zugegebenermaßen hohe Preis durchaus gerechtfertigt zu sein.
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