Freitag, 16. September 2022

Santana Lineups

Die Band Santana hat im Laufe ihrer Geschichte viele personelle Wechsel durchgemacht. Über die Jahrzehnte gaben sich mehr als 80 Musiker plus unzählige Gäste die Klinke in die Hand. Manche Bandmitglieder blieben nur wenige Wochen, andere waren zwanzig, dreißig Jahre und länger dabei, teils mit Unterbrechungen. Die Abbildungen mit dem „Santana-Stammbaum“ – „Santana Changes“ genannt – habe ich dem Booklet zum Album „Viva Santana!“ (1988) entnommen. Sie erstrecken sich über sechs Seiten und visualisieren (mit kleinen Lücken) den Wandel der Band von 1966 bis 1987. Danach ging es natürlich ebenso weiter. Die dünn gedruckten Namen [Bilder zum Vergrößern anklicken] mögen schwer zu erkennen sein, aber man erhält doch einen Eindruck von der Vielfalt und der Fluktuation.






Ein Leser meines neuen Buches „Sechs Jahrzehnte SANTANA fragte mich nach meiner Lieblingsformation von Santana, worüber ich mir noch keine Gedanken gemacht hatte. Ich hole das hiermit nach, möchte aber betonen, dass es eine sehr subjektive Bewertung ist. Es würde wohl für jeden Fan eine große Rolle spielen, wann sie oder er sich für die Band zu interessieren begann und welche Musiker bei den ersten Konzerten auf der Bühne standen. So hätte das „Lotus“-Lineup weit oben auf meiner Liste landen können, wenn ich einige Jahre früher zu dieser Musik gefunden hätte. Habe ich aber nicht, und so sind Leon Thomas, Richard Kermode und Doug Rauch leider an mir vorbeigezogen. Außerdem hängt die Bewertung manchmal an einzelnen Musikern, die man sehr schätzt.

Nun aber zur Beantwortung der eigentlich kaum beantwortbaren Frage. Mein Lieblingsalbum ist „Caravanserai . Daher könnte dieses Lineup – es wäre Santana #7 – mein Favorit sein. 1972 erlebte Santana jedoch den ersten tiefgreifenden Umbruch. Wer gehörte zu Santana und wer nicht? Hier ist die Grenze zwischen aktuellen und künftigen Bandmitgliedern sowie Gastmusikern schwer zu ziehen. Daher lasse ich diese grandiose, doch kurzlebige Konstellation mal außen vor.

So ist meine Nummer Eins die Woodstock-Formation mit Carlos Santana, José „Chepito“ Areas, Michael Carabello, David Brown, Gregg Rolie und Michael Shrieve (siehe das Cover von „Tanglewood 1970“ – im Stammbaum ist es Santana #2). Dies war zwar nicht die älteste, aber dennoch sozusagen die Ur-Besetzung, welche die ersten beiden Alben eingespielt und den musikalischen und kommerziellen Durchbruch geschafft hat. Sie machte Santana weltweit bekannt.

Auch die „Moonflower“-Belegschaft (Carlos Santana, Tom Coster, Graham Lear, Raul Rekow, Greg Walker, David Margen, Pete Escovedo, José „Chepito“ Areas, Pablo Tellez, Tommy Coster Jr. = Santana #24) gefällt mir sehr gut. Die Musik des Albums überzeugt durch ihre warme, freundlich-entspannte Ausstrahlung.

An dritter Stelle folgt womöglich die „Zebop!“-Band (Carlos Santana, Alex Ligertwood, Richard Baker, David Margen, Graham Lear, Orestes Vilato, Raul Rekow, Armando Peraza = Santana #28), die ich bei meinem ersten Konzert 1980 erleben durfte (Alan Pasqua und Chris Solberg waren zu dem Zeitpunkt schon wieder weg). Mein erstes Santana-Konzert war halt ein einschneidendes Erlebnis, das mich beeindruckte und prägte.

Insgesamt spielten und spielen seit jeher viele herausragende und anerkannte Musiker bei Santana. Spätestens nach meinem ersten Konzert habe ich die Band freilich nicht mehr als stabile Formation wahrgenommen (was sie auch vorher nicht war), weil ich den ständigen Wandel nun von Tour zu Tour selbst miterlebte. Jede Besetzung zerrinnt zwischen den Fingern, wenn man sie festhalten möchte.

Und so ist Santana wie ein Fluss aus wunderbar klingender Musik, in den ich gern eintauche (am liebsten täglich), um ein musikalisches Bad zu nehmen, der aber nie wieder derselbe ist (Heraklit von Ephesos: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen …“). Deshalb will ich kein weiteres Lineup hervorheben. Auch die oben genannten sind letztlich nur Momentaufnahmen. Und Alben konservieren einzelne dieser Momente für den späteren Genuss.

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