Seit dem 29. September 2023 läuft „CARLOS“, die Dokumentation von Rudy Valdez über Carlos Santana, weltweit in den Kinos. Ich habe den Film bei einer Premiere vor dem offiziellen Kinostart besucht (die Fotos in diesem Beitrag zeigen im Kino eingefangene Szenen aus dem Film), finde ihn interessant und kurzweilig, doch er bietet wenig Neues. Was nicht in meinem Buch „
Sechs Jahrzehnte SANTANA“ steht, lässt sich ausführlich in Carlos‘
Biografie nachlesen. Dies gilt insbesondere für Details aus seinem Privatleben, die mit der Bandgeschichte wenig zu tun haben. Wer keins der Bücher kennt, erfährt im Film allerdings viele sehr persönliche und berührende Geschichten. Carlos erzählt unter anderem vom schwierigen Verhältnis zu seinen Eltern, das zum Glück eine positive Wendung nahm. Sein Vater – selbst Musiker – hat ihn offensichtlich sehr geprägt und folgte seiner Entwicklung aufmerksamer, als Carlos es lange wahrhaben wollte.
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© Imagine Documentaries/Sony Music Entertainment |
Wie der Titel schon nahelegt, sollte es ein Film über Carlos werden. Auf ihn richtet sich also der Fokus der Dokumentation. Diese Perspektive ist zwar recht einseitig. Doch Santana-Bandkollegen ins Spiel zu bringen hätte verlangt, auch ihre Verdienste zu würdigen, und dann wäre das Thema nicht mehr ausschließlich Carlos gewesen. Daher ist die Vorgehensweise konsequent.
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© Imagine Documentaries/Sony Music Entertainment |
Viele Songs werden angespielt, keiner ausgespielt. Dies lässt sich ebenfalls mit dem gewählten Fokus erklären – dass es nämlich um diesen einen Musiker geht, weniger um die Musik. Von Santana und anderen hören wir meist nur kleine Soundschnipsel, die Appetit auf mehr machen. Nach dem Kinobesuch zu Hause angekommen besteht folglich erstmal Nachholbedarf.
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© Imagine Documentaries/Sony Music Entertainment |
Carlos doziert über die Unterschiede von Legato und Stakkato beim Gitarrenspiel und hebt hervor, wie er mit langgezogenen Tönen (Legato), die ihn einst zum Melody-Man machten, Gefühle anspricht. Doch seit Jahren spielt er bei neueren Songs häufig Stakkato, wobei Gefühle auf der Strecke bleiben und er seiner Philosophie untreu wird.
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© Imagine Documentaries/Sony Music Entertainment |
Und die von Bill Graham geschilderte Begebenheit, wie Carlos bei ihrer ersten Begegnung über ein Vordach ins Fillmore eingestiegen ist, ist eine hübsche Anekdote. Ich zitierte sie auch in meinem Buch „Carlos Santana und Band“ (2008), habe sie im neuen Buch jedoch ganz bewusst herausgenommen, weil sie einige Ungereimtheiten aufweist und weil Carlos selbst sie bestreitet. Warum taucht sie dann im Film auf?
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© Imagine Documentaries/Sony Music Entertainment |
Schließlich stecken Fehler in den Untertiteln und im Abspann (wenn ich das ohne Rückspulmöglichkeit korrekt wahrgenommen habe), was schlichtweg Schlamperei ist. So kommen doch einige Kritikpunkte zusammen. Insgesamt bleibt der Film ein wenig hinter meinen Erwartungen zurück. Positiv finde ich indes, dass kein Starkult um Carlos getrieben, sondern dass er als ziemlich normaler Mensch gezeigt wird. Für Carlos-Fans ist der Film vermutlich großartig. Für Santana-Fans fehlt einiges.
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