Eines Tages im Februar 1967 ruft jemand aus dem Fillmore an, wie Carabello erzählt, und sagt, dass sie die Band gerne an einem Dienstagabend sehen möchten. Dienstags dürfen lokale Musiker vor Publikum spielen. Und er fragt, wie seine Band überhaupt heißt – doch sie hat noch keinen Namen. Michael überlegt schnell: „Hmmm, Carabello Band … ich weiß nicht. Wie wäre es mit Santana Blues Band?“, denn sie sind große Fans der Butterfield Blues Band. Nach Carabellos Schilderung ist der erste Bandname also eine spontane Eingebung am Telefon.
Das „offizielle“ Gründungsdatum der Santana Blues Band liegt somit im Februar 1967.
Der erste offizielle Auftritt der Santana Blues Band unter diesem Namen findet am 1. März 1967 im „The Ark“ in Sausalito statt – einem zum Tanzschuppen umgebauten Fährschiff, das vertäut im Hafen liegt. Für den zweiten Auftritt am 17. März in der Winchester Cathedral in Redwood City wird „Santana Blues“ bereits auf einem Konzertplakat angekündigt. Hier erhält die Band eine Gage in Höhe von 75 Dollar. Im Publikum befindet sich ein junger Schlagzeuger namens Michael Shrieve, der sofort den Wunsch verspürt, irgendwann bei dieser Band einzusteigen.
Am 17. Juni 1967 ist die Santana Blues Band – wie schon am Vortag – als Vorgruppe für The Who gebucht. Doch Danny und Gus sind nicht mit dem erforderlichen Engagement bei der Sache – sie kommen zu ihrem Auftritt im Fillmore zu spät, weil sie ihren Eltern noch helfen müssen. Carlos ist richtig sauer und Bill Graham kocht. Ein Jahr lang dürfen sie nicht im Fillmore auftreten. Dazu Carlos: „Die Santana Blues Band stand auf Bills schwarzer Liste. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte nie einen Gig verpasst! Verspätungen waren kein Teil meiner DNS. Meine Mom und mein Dad hatten mir eingebläut, was Pünktlichkeit bedeutet: eine halbe Stunde zu früh zu kommen, wenn man eine Verabredung hat. So denke ich heute noch, und meine Band weiß das“.
Die Verspätungen haben weitere Konsequenzen. So etwas geht einfach nicht! Obwohl Danny und Gus seine ältesten Freunde sind, muss Carlos sich von ihnen trennen, wenn er als Musiker vorankommen will – eine schmerzhafte Entscheidung. Auch Tom Fraser scheidet aus. Michael Carabello macht vorübergehend Platz für Marcus Malone. Das Schlagzeug übernimmt Bob Livingston und am Bass kommt David Brown hinzu.
Nach genau einem Jahr endet der Bann von Bill Graham. Als sie am 16. Juni 1968 endlich wieder im Fillmore auftreten dürfen, legen sie das „Blues Band“ im Namen ab, nennen sich fortan also einfach Santana.
1969, während der Arbeit am Debütalbum und noch vor Woodstock, verlassen Marcus Malone und Bob Livingston die Band. Michael Carabello kehrt zurück. Michael Shrieve (Schlagzeug) und José „Chepito“ Areas (Timbales und Percussion) sorgen für einen Qualitätssprung.
Die Band trägt zwar Carlos‘ Namen. Musikalischer Chef scheint freilich oftmals Gregg Rolie zu sein, dessen Hammond B3 Orgel gemeinsam mit seinem Gesang viele Songs dominiert. Seine Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Man muss eigentlich nur genau hinhören, um das zu erkennen. Ein Jammer, dass viele denken, Carlos hätte bei den frühen Hits gesungen – und dass sie Greggs Namen nicht einmal kennen. Das findet er selbst nicht wirklich fair. In einem Interview 50 Jahre später (2019) meint er: „Hast du irgendwelche unserer Auftritte gesehen? Warst du jemals bei einem Konzert? Es ist immer dasselbe. Wir haben uns Santana genannt, weil das ein cooler Name ist, der sich gut liest und der ausdrückt, was damals geschah. Ja, Carlos stand vorne in der Mitte. Und so dachte jeder, dass er der Chef sei. Doch das stimmt nicht. Die Band war wirklich eine Band. Deshalb klappte es so gut“.
Was wäre wohl geschehen, wenn die Band sich ursprünglich nach einem anderen Mitglied der Gruppe benannt hätte – beispielsweise The Rolies oder Carabello Band? Ich denke Carlos hat großes Glück, dass Santana seinen Namen trägt, den er einfach mitnehmen kann, als die anderen sich nach und nach aus der Band verabschieden. Das schafft Kontinuität. Und so erbt Carlos gewissermaßen den gemeinschaftlich erarbeiteten Ruhm der ersten Jahre und kann darauf aufbauen. Wäre ein anderer Musiker der Namenspatron gewesen, hätte Carlos nach dessen Abgang für seine verbleibende Formation womöglich einen neuen Namen finden müssen. Das hätte definitiv einen Bruch bedeutet und der direkte Bezug zu Woodstock und den ersten drei Alben bis zur Trennung wäre dabei verloren gegangen.
Offen gestanden bin ich froh, dass uns ein derartiger Wirrwarr erspart geblieben ist und dass die Geschichte so lief, wie wir sie kennen.
Anmerkung: In meinem Buch „Sechs Jahrzehnte SANTANA“ erzähle ich diese Geschichte noch wesentlich ausführlicher.
Das „offizielle“ Gründungsdatum der Santana Blues Band liegt somit im Februar 1967.
Der erste offizielle Auftritt der Santana Blues Band unter diesem Namen findet am 1. März 1967 im „The Ark“ in Sausalito statt – einem zum Tanzschuppen umgebauten Fährschiff, das vertäut im Hafen liegt. Für den zweiten Auftritt am 17. März in der Winchester Cathedral in Redwood City wird „Santana Blues“ bereits auf einem Konzertplakat angekündigt. Hier erhält die Band eine Gage in Höhe von 75 Dollar. Im Publikum befindet sich ein junger Schlagzeuger namens Michael Shrieve, der sofort den Wunsch verspürt, irgendwann bei dieser Band einzusteigen.
Am 17. Juni 1967 ist die Santana Blues Band – wie schon am Vortag – als Vorgruppe für The Who gebucht. Doch Danny und Gus sind nicht mit dem erforderlichen Engagement bei der Sache – sie kommen zu ihrem Auftritt im Fillmore zu spät, weil sie ihren Eltern noch helfen müssen. Carlos ist richtig sauer und Bill Graham kocht. Ein Jahr lang dürfen sie nicht im Fillmore auftreten. Dazu Carlos: „Die Santana Blues Band stand auf Bills schwarzer Liste. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte nie einen Gig verpasst! Verspätungen waren kein Teil meiner DNS. Meine Mom und mein Dad hatten mir eingebläut, was Pünktlichkeit bedeutet: eine halbe Stunde zu früh zu kommen, wenn man eine Verabredung hat. So denke ich heute noch, und meine Band weiß das“.
Die Verspätungen haben weitere Konsequenzen. So etwas geht einfach nicht! Obwohl Danny und Gus seine ältesten Freunde sind, muss Carlos sich von ihnen trennen, wenn er als Musiker vorankommen will – eine schmerzhafte Entscheidung. Auch Tom Fraser scheidet aus. Michael Carabello macht vorübergehend Platz für Marcus Malone. Das Schlagzeug übernimmt Bob Livingston und am Bass kommt David Brown hinzu.
Gregg Rolle, David Brown, Carlos Santana, Bob Livingston, Marcus Malone (Foto aus der Legacy Edition von „Santana“) |
1969, während der Arbeit am Debütalbum und noch vor Woodstock, verlassen Marcus Malone und Bob Livingston die Band. Michael Carabello kehrt zurück. Michael Shrieve (Schlagzeug) und José „Chepito“ Areas (Timbales und Percussion) sorgen für einen Qualitätssprung.
Die Band trägt zwar Carlos‘ Namen. Musikalischer Chef scheint freilich oftmals Gregg Rolie zu sein, dessen Hammond B3 Orgel gemeinsam mit seinem Gesang viele Songs dominiert. Seine Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Man muss eigentlich nur genau hinhören, um das zu erkennen. Ein Jammer, dass viele denken, Carlos hätte bei den frühen Hits gesungen – und dass sie Greggs Namen nicht einmal kennen. Das findet er selbst nicht wirklich fair. In einem Interview 50 Jahre später (2019) meint er: „Hast du irgendwelche unserer Auftritte gesehen? Warst du jemals bei einem Konzert? Es ist immer dasselbe. Wir haben uns Santana genannt, weil das ein cooler Name ist, der sich gut liest und der ausdrückt, was damals geschah. Ja, Carlos stand vorne in der Mitte. Und so dachte jeder, dass er der Chef sei. Doch das stimmt nicht. Die Band war wirklich eine Band. Deshalb klappte es so gut“.
Was wäre wohl geschehen, wenn die Band sich ursprünglich nach einem anderen Mitglied der Gruppe benannt hätte – beispielsweise The Rolies oder Carabello Band? Ich denke Carlos hat großes Glück, dass Santana seinen Namen trägt, den er einfach mitnehmen kann, als die anderen sich nach und nach aus der Band verabschieden. Das schafft Kontinuität. Und so erbt Carlos gewissermaßen den gemeinschaftlich erarbeiteten Ruhm der ersten Jahre und kann darauf aufbauen. Wäre ein anderer Musiker der Namenspatron gewesen, hätte Carlos nach dessen Abgang für seine verbleibende Formation womöglich einen neuen Namen finden müssen. Das hätte definitiv einen Bruch bedeutet und der direkte Bezug zu Woodstock und den ersten drei Alben bis zur Trennung wäre dabei verloren gegangen.
Offen gestanden bin ich froh, dass uns ein derartiger Wirrwarr erspart geblieben ist und dass die Geschichte so lief, wie wir sie kennen.
Anmerkung: In meinem Buch „Sechs Jahrzehnte SANTANA“ erzähle ich diese Geschichte noch wesentlich ausführlicher.
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