Dieses wunderbare Buch mit über 500 Seiten erzählt nicht
allein vom Musiker, sondern vom Menschen Carlos Santana. Und so nehmen seine
Familie und seine spirituelle Entwicklung breiten Raum darin ein. Doch
hauptsächlich geht es natürlich um Musik, um den Gitarristen Carlos, um die
Band Santana, um Erlebnisse, Begegnungen, Freundschaften und Einflüsse, um
Songs, Alben, Konzerte, Plattenfirmen und das Musikgeschäft.
Sehr langsam und weitgehend chronologisch entwickelt sich
die Geschichte. Sie wächst und entfaltet sich fast wie eine Blume. Erstaunlich,
an wie viele Einzelheiten seiner Kindheit Carlos sich erinnern kann. Auf Seite
57 kommt der zehn- oder elfjährige Carlos erstmals mit einem Instrument in
Kontakt, mit seiner ungeliebten Violine. Und dann bewegt sich seine Karriere in
unzähligen winzigen Schritten voran und wir können fast hautnah miterleben, wie
er für seine Musik und mit ihr lebt und wie sich allmählich passende Musiker um ihn scharen, die als Santana weltweit Furore machen werden.
Erst auf Seite 215 landet Santana in Woodstock. Das war 1969
und das Debütalbum war noch immer nicht erschienen. Auf Seite 296 wendet
Santana sich dem Album "Caravanserai" zu. Das war 1972. Die
internationale Karriere währte zu dem Zeitpunkt gerade mal drei Jahre und wir
befinden uns bereits in der zweiten Hälfte des Buches.
So gemächlich geht es folglich nicht weiter. Etwa ab Mitte
der Siebzigerjahre zieht das Erzähltempo dann auch deutlich an. Schade
eigentlich, denn die vielen Details gefallen mir wirklich gut – vor allem,
sofern sie die Musik betreffen. Interessant ist beispielsweise, dass es zu "Samba
Pa Ti" auch einen Text gibt (in Auszügen nachzulesen auf Seite 239), den Carlos
immer im Sinn hat, wenn er das Lied spielt. Besonders berührt hat mich wegen
größerer Parallelen zu meinem eigenen Leben freilich die Trennung von Deborah
und das tiefe Glück, welches aus der Asche entstand, als er Cindy begegnete,
die seine zweite Frau wurde.
Nicht jeder Musiker, der in all den Jahrzehnten bei Santana
gespielt hat, wird im Buch genannt. Das ist nachvollziehbar. Etwas
befremdlich finde ich jedoch, dass Raul Rekow, der Carlos von 1976 bis 2013 mit
Abstand am längsten von allen Musikern in der Band begleitet hat, nur dreimal
am Rande erwähnt wird, außerdem auf einem Foto. Ansonsten aber widmet Carlos
sich ausgiebig den Charakteren, die ihm nahe standen und stehen wie Bill Graham, Michael
Carabello, Gregg Rolie, Michael Shrieve, Armando Peraza, Wayne Shorter, Miles
Davis, John Lee Hooker, Clive Davis und vielen mehr.
Carlos hat das Buch nicht selbst geschrieben. Dafür waren
seine Weggefährten Hal Miller, der die vielen Erinnerungen aufnahm und ordnete, sowie Ashley Kahn, der sie gefühlvoll und leichtfüßig zu Papier
brachte, zuständig. Sie haben ihren Job richtig gut gemacht. Heraus kam ein
Buch voller Seele und Musik, welches ich mit großer Freude gelesen habe und
jedem Fan, der des Englischen halbwegs mächtig ist, empfehlen kann.
"The Universal Tone – Bringing My Story To Light" von Carlos Santana ist im November 2014 bei Little, Brown and Company erschienen, hat 536 Seiten plus zwei Fotostrecken und kostet in der gebundenen Ausgabe 30 US-Dollar.
"The Universal Tone – Bringing My Story To Light" von Carlos Santana ist im November 2014 bei Little, Brown and Company erschienen, hat 536 Seiten plus zwei Fotostrecken und kostet in der gebundenen Ausgabe 30 US-Dollar.
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