Ich widme mich Dylans Buch, weil „Black Magic Woman“ – geschrieben von Peter Green, besprochen aber ausdrücklich in der Version von Santana – einer dieser 66 Songs ist. Bevor ich darauf eingehe, sei erwähnt, dass „Die Philosophie des modernen Songs“ neben den Gedanken des Autors sehr viele historische Fotos und Bilder enthält. Sie zeigen Plattenläden, die Herstellung von Vinylscheiben, Musiker, Menschen, uralte Werbung in Zeitungen und Magazinen, skurrile Szenen und vieles rund ums Musik-Business. Eine vielseitige Mischung. Ein Bilderbuch voller Geschichten … oder umgekehrt. Dabei nähert sich Dylan den Songs auf recht unterschiedliche Weise. Mal steigt er direkt bei dem Titel ein, mal spannt er uns mit Geschichten und Assoziationen – mitunter etwas spröde – auf die Folter, bis er irgendwann zum Thema kommt. Manche Kapitel sind vorbei, bevor sie richtig begonnen haben. Andere bieten reichlich Lesestoff. Immer wieder öffnet Bob Dylan den Blick für Facetten, die man bislang übersehen hat.
Gespannt schlage ich also Kapitel 56 über „Black Magic Woman“ von Santana (S. 281–288) auf. Was schreibt Bob Dylan wohl darüber? Überraschenderweise nicht besonders viel. Stattdessen erzählt er von der US-amerikanischen Schriftstellerin und Drehbuchautorin Leigh Brackett (1915–1978). Sie hat viel Fantasy- und Science-Fiction-Literatur verfasst, darunter das Drehbuch zu „Star Wars: Das Imperium schlägt zurück“ mit George Lucas. Offene Rätsel bringen einen gewissen Zauber in ihre Geschichten.
Damit leitet Dylan allmählich zum Thema Magie über. Magie kann auch darin bestehen, zu tun, was eigentlich allen Regeln und Normen widerspricht, was wenig Sinn ergibt, in der speziellen Kombination aber wunderbar funktioniert. Gerade bei Musik hilft Bildung nicht unbedingt weiter: „Nimm zwei Menschen – der eine studiert kontrapunktische Musiktheorie, der andere weint, wenn er ein trauriges Lied hört. Welcher von beiden versteht die Musik besser?“ (S. 286).
Scheinbar dürftige Texte und simple Sätze können im Zusammenklang mit der richtigen Musik ihren Zauber entfalten. Genau hier verbirgt sich laut Dylan das Geheimnis von Santanas „Black Magic Woman“: „Ist es ein Blues? Musikexperten werden andere Einflüsse anführen, andere Künstler und Zitate aus anderen Songs ins Spiel bringen. Wer in musikalischen Strukturen besonders bewandert ist, wird vielleicht auf Tempowechsel und technischen Firlefanz wie Hammering, transponierte Harmonien und den Übergang zwischen ungarischen und lateinischen Polyrhythmen verweisen. Über das Herz des Songs wird damit aber nichts gesagt.
Oberflächlich betrachtet mag der Text nicht beeindrucken. In zwei der drei sechszeiligen Strophen wird eine der Zeilen gleich viermal wiederholt. In der dritten nur dreimal. Doch im Verbund mit der Musik wirkt er hypnotisch, ekstatisch, gleichermaßen mysteriös und so direkt wie ein Telegramm. Er besitzt die Tiefe eines großartigen Gemäldes, verändert sich je nachdem, wie man sich ihm nähert, und scheint von innen heraus zu leuchten, er fordert zu wiederholter Betrachtung auf.“ Dylans Fazit: „Man kann weiterhin aus der Musik eine Wissenschaft machen wollen, aber in der Wissenschaft wird eins und eins immer zwei ergeben. Musik dagegen erklärt uns, wie alle Kunst, auch die Kunst der Liebe, dass eins plus eins unter optimalen Bedingungen drei ist“ (S. 287).
Damit leitet Dylan allmählich zum Thema Magie über. Magie kann auch darin bestehen, zu tun, was eigentlich allen Regeln und Normen widerspricht, was wenig Sinn ergibt, in der speziellen Kombination aber wunderbar funktioniert. Gerade bei Musik hilft Bildung nicht unbedingt weiter: „Nimm zwei Menschen – der eine studiert kontrapunktische Musiktheorie, der andere weint, wenn er ein trauriges Lied hört. Welcher von beiden versteht die Musik besser?“ (S. 286).
Scheinbar dürftige Texte und simple Sätze können im Zusammenklang mit der richtigen Musik ihren Zauber entfalten. Genau hier verbirgt sich laut Dylan das Geheimnis von Santanas „Black Magic Woman“: „Ist es ein Blues? Musikexperten werden andere Einflüsse anführen, andere Künstler und Zitate aus anderen Songs ins Spiel bringen. Wer in musikalischen Strukturen besonders bewandert ist, wird vielleicht auf Tempowechsel und technischen Firlefanz wie Hammering, transponierte Harmonien und den Übergang zwischen ungarischen und lateinischen Polyrhythmen verweisen. Über das Herz des Songs wird damit aber nichts gesagt.
Oberflächlich betrachtet mag der Text nicht beeindrucken. In zwei der drei sechszeiligen Strophen wird eine der Zeilen gleich viermal wiederholt. In der dritten nur dreimal. Doch im Verbund mit der Musik wirkt er hypnotisch, ekstatisch, gleichermaßen mysteriös und so direkt wie ein Telegramm. Er besitzt die Tiefe eines großartigen Gemäldes, verändert sich je nachdem, wie man sich ihm nähert, und scheint von innen heraus zu leuchten, er fordert zu wiederholter Betrachtung auf.“ Dylans Fazit: „Man kann weiterhin aus der Musik eine Wissenschaft machen wollen, aber in der Wissenschaft wird eins und eins immer zwei ergeben. Musik dagegen erklärt uns, wie alle Kunst, auch die Kunst der Liebe, dass eins plus eins unter optimalen Bedingungen drei ist“ (S. 287).
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