Carlos Santana und John McLaughlin – da verwundert nicht,
dass deren Album "Love Devotion Surrender" von 1973 eine gewichtige
Rolle spielt. "A Love Supreme", "Naima", "The Life
Divine" und "Let Us Go Into The House Of The Lord" sehen und
hören wir in intensiven Versionen, wobCindyei "The Life Divine"
bedauerlicherweise endet, als David K. Mathews die Orgeltöne am schönsten ganz
im Originalsound von Khalid Yasin (Larry Young) schweben lässt.
Das Medley "Peace On Earth/A Hard Rain's Gonna
Fall/Stairway To Heaven/Our Prayer/SOCC" ist eine Verbeugung vor
geschätzten Musikern wie John Coltrane, Bob Dylan, Jimmy Page und Robert Plant.
Von Miles Davis und Teo Macero stammen "Right Off"
und "Black Satin". Tony Williams und Carly Bley werden mit
"Vuelta Abajo" und "Vashkar" gewürdigt und so bewegt sich
die Musik wie weiland 1973 souverän meist zwischen Rock und Jazz im
Fusion-Genre. Mit Latinrock hat das eher wenig zu tun.
Herausragend finde ich das wunderbare "The Creator Has
A Master Plan" von Pharoah Sanders' Album "Karma", geschrieben
gemeinsam mit Leon Thomas, der 1973 bei Santana sang und auf
"Welcome" und "Lotus" zu hören ist. Wie Carlos und John
ihre Gitarren im Dialog erklingen lassen, wie die Drums von Dennis Chambers und
Cindy Blackman Santana mit den Congas von Raul Rekow harmonieren, dazu der Bass
von Etienne M'Bappé (der auch schon mit Joe Zawinul gespielt hat), die Orgel
von David K. Mathews und die Stimme von Tony Lindsay, später auch von Andy
Vargas – das geht unter die Haut und ist trotz etwas mehr als elf Minuten viel
zu kurz.
Bei "Naima" wechseln Carlos und John zu den
akustischen Gitarren und treffen sich zum bekannt heiteren Stelldichein,
welches sich im hübsch melancholischen, flamenco-artigen "Lotus Land Op.
47, No. 1" fortsetzt.
"Downstairs" von Elvin Lee Jones ist zur
Abwechslung ein erster, richtig schöner Bluestitel, gefolgt von
"Venus/Upper Egypt", einem weiteren Song von Pharoah Sanders und Leon
Thomas. Hier legt Carlos ein wildes Gitarrensolo hin, welches Pharoah
möglicherweise so ähnlich per Saxophon hätte spielen können.
"Let Us Go Into The House Of The Lord" lässt
besonders Raul Rekow mit dem Percussionteppich glänzen, den 1973 sein Vorbild
und Lehrer Armando Peraza erzeugt hat. Neben ihm kommen David K. Mathews,
Etienne M'Bappé, Carlos und John zu eigenen Soli, wodurch der Song recht
kurzweilig wird, wenngleich die beiden Gitarrenmeister dem Rhythmus nicht immer
ganz zu folgen scheinen. Ähnlich turbulent mit hohem Spaßfaktor geht es in "Black
Satin" weiter, bevor Cindy zu einem Schlagzeugsolo kommt. Als Frau von
Carlos ist sie natürlich für die Kameras besonders interessant und ist daher im
Vergleich zu Dennis Chambers doch unverhältmismäßig oft zu sehen (kleine Kritik
an die Regie).
"A Love Supreme" kommt durch seine ungewohnte
Gesangslastigkeit ein wenig die Intensität abhanden, bedaure ich. Das Potenzial
dazu hätte der Song dank feiner Congas und Orgel durchaus gehabt. Er klingt
insgesamt jedoch etwas unausgewogen.
"Shake It Up And Go" von John Lee Hooker setzt zum
Schluss ein besonderes Zeichen. Claude Nobs, Organisator der Montreux-Festivals
seit dessen Anfängen (1967), kommt mit Mundharmonika auf die Bühne und
begleitet den Blues mit beachtlichen Soloeinlagen. Am 10. Januar 2013, noch vor
dem Erscheinen der DVD, stirbt er einige Tage nach einem Skiunfall. Er ist
übrigens der "Funky Claude" in Deep Purples Hit "Smoke On The
Water", in dem es um den Brand des Casinos von Montreux 1971 geht. Santana
tritt dort seit 1970 auf…
Die DVD enthält ein Booklet mit interessanten Informationen
zum Konzert. Kleiner Schwachpunkt: Raul Rekow wird nicht nur von Claude Nobs
als Paul Rekow vorgestellt, sondern ebenso auf der Rückseite des Booklets
genannt.
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