Montag, 23. März 2015

The Magic of Santana mit Alex Ligertwood in Bochum

Am 20. März 2015 spielte The Magic of Santana mit ihrem Gastsänger Alex Ligertwood (Ex-Santana) in der Bochumer Zeche. Es gab zwei Stunden Santana-Musik vom Feinsten – von "Black Magic Woman/Gypsy Queen" über "Samba Pa Ti", "I Love You Much Too Much" und "Aqua Marine" bis "Incident At Neshabur" und "Jingo". Der volle Saal brodelte in heißer Musik und auch für's Herz war viel dabei. Die Band spielte mit großer Freude und Alex gelang es einmal mehr, sein Publikum mitzureißen. Ein magischer Abend. Sie wollen gerne wiederkommen…

Für eine vergrößerte Darstellung können die Fotos angeklickt werden.

Alex Ligertwood
Das Publikum in der Bochumer Zeche
The Magic of Santana featuring Alex Ligertwood
Gerd Schlüter
Jürgen Pfitzinger
Andreas Rohde
Chris Haertel
Martin "Wunz" Hohmeier
Jürgen Sosnowski
Oliver Steinwede
Weitere gelungene Fotos gibt es auf dem mir sehr eng verbundenen Blog dp-galerie.

Samstag, 14. März 2015

Die Symbolik von Abraxas (1970)

"Abraxas" das zweite Album von Santana, erschien 1970. Bemerkenswert ist das etwas mystische Cover, für das ein Werk des 1932 in Hamburg geborenen Künstlers Mati Klarwein ausgewählt wurde. Das Bild mit dem Titel "Annonciation" (Ankündigung) entstand 1962 und ist eine provokative Interpretation des Moments, in dem Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria die Geburt Jesu ankündigt. Da ich im Besitz eines großformatigen Kunstdrucks (plattensigniert, Auflage 9.800 Exemplare) bin, den ich einscannen konnte, lassen sich Details hier viel klarer erkennen als auf dem vergleichsweise grob gedruckten Plattencover.


"Annonciation" war zunächst Bestandteil des "Aleph Sanctuary", eines würfelförmigen, als Tempel aller Religionen gedachten Raumes mit 68 Bildern, darunter auch einigen biblischen Motiven wie diesem. Congaspieler Michael Carabello hatte sowohl die Idee für das Cover, als auch für den Albumtitel "Abraxas". Neben dem Cover für Miles Davis' "Bitches Brew" hat es wohl am meisten zu Klarweins internationalem Bekanntheitsgrad beigetragen.

"Annonciation" steckt voller Symbole und humorvoller Ideen. Auf einige von ihnen möchte ich in diesem Beitrag gerne einmal hinweisen.

Frauen und Mati


Klarwein verwendete keine Fotos als Vorlagen für seine Frauenbilder. Er brauchte die erotische Spannung echter Modelle in seinem Atelier. Für den roten, tätowierten Engel Gabriel posierte eine Frau mit ihrem linken Knie auf einem Stuhl, die sich an einem Band festhielt, welches von der Decke hing. Es war ein Bauernmädchen aus Guadeloupe, keine Tänzerin (wie der Maler betont). Durchtrainiert war sie vom Gemüse schleppen. Klarwein entdeckte sie in einer Kunstschule, wo sie für Studenten Modell saß.


Mit dem rechten Zeigefinger deutet der Engel zum Himmel auf das Aleph-Symbol, den ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets, welches für den Anfang steht. Die Conga dient der Ankündigung, denn Trommeln benutzte man in Afrika seit jeher zur Kommunikation.


Die dunkelhäutige, nackte Maria – als Modell diente eine Muse Klarweins – ist umgeben von Zeichen der Fruchtbarkeit wie dem geöffneten Ei, aus dem Blumen sprießen, und üppigen Früchten. Die weiße Taube vor ihr steht für Reinheit, für die unbefleckte Empfängnis. Dass die Conga eine Linie zwischen dem Schoß der Maria und dem Kopf mit Hut (Josef) bildet, ist kein Zufall.


Dieser zeigt nämlich Mati Klarwein selbst, der nach eigenen Worten in dem Alter von Frauen besessen war.


Ein zweites Mal taucht sein Gesicht hinter der Mauerecke links von Marias Kopf auf.


Das Bild auf dem Tisch rechts von Maria zeigt den Kopf des Engels mit vertauschten Farben – blaue Haut und rote Tattoos – und auf dem Rahmen die Worte Abdul und Mati – so nannte Klarwein sich mit Vornamen. Die hebräische Inschrift rechts des Gesichts ist ein Zitat aus den Schriftrollen Salomons und lautet "Everything is Nonsense" (Buch Kohelet 1,2: "Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.").

Die Wodaabe


Die drei herausgeputzten Menschen hinter dem linken Selbstporträt sind Wodaabe-Tänzer. Sie stehen für die Heiligen Drei Könige. Werner Herzog porträtierte sie 1990 im Dokumentarfilm "Wodaabe – Hirten der Sonne". Es handelt sich um ein Nomadenvolk, das überwiegend in Niger lebt.


Ihr traditioneller, jährlicher Höhepunkt ist ein mehrtägiges Brautwerbungsritual, bei dem die Männer sich aufwändig schminken und kleiden und in einem Tanzwettbewerb antreten, während die Frauen die Wahl haben. Besonders attraktiv sind Männer für die weibliche Jury, wenn sie ein Auge still halten und mit dem anderen rollen können, weshalb Klarwein sie mit entsprechenden Grimassen in Szene gesetzt hat.

Die Bucht


Unterhalb der Conga ist die Bucht von Deià (Cala de Deyà) auf Mallorca zu sehen.


Klarwein lebte mehrere Jahre lang auf der Insel (und starb dort 2002). Von seinem Atelier aus blickte er auf die hier eingefangene Bucht mit ihren Häusern und einem offenen Fischrestaurant sowie den Terrassenfeldern.

Der Name


"Abraxas" ist ein symbolträchtiger Begriff und der Name einer antiken Gottheit, nämlich des Herrn sämtlicher Himmel, von denen es nach gnostischem Glauben genau 365 gibt. Zu jedem gehört ein Tag des Jahreslaufs. Nicht zufällig hat das Wort "Abraxas" (vermutlich durch einen Buchstabendreher aus "Abrasax" entstanden) den Zahlenwert 365 im griechischen Alphabet (α + β + ρ + α + ξ + α + ς = 1 + 2 + 100 + 1 + 60 + 1 + 200 = 365) und besteht aus der magischen Menge von sieben Buchstaben.

"Abraxas" begegnet den Musikern in der Erzählung "Demian" von Hermann Hesse, einer damaligen Kultlektüre junger Amerikaner, die sie auf dem Cover sogar zitieren. Der Wortlaut im Original (6. Kapitel): "Ich stand davor und wurde vor innerer Anstrengung kalt bis in die Brust hinein. Ich fragte das Bild, ich klagte es an, ich liebkoste es, ich betete zu ihm; ich nannte es Mutter, ich nannte es Geliebte, nannte es Hure und Dirne, nannte es Abraxas". Mehrfach heißt es dort, dass Abraxas sowohl Gott als auch Teufel sei, dass er die lichte und die dunkle Welt in sich trage. Und indem Santana sich ausdrücklich auf dieses Buch und diese Gestalt bezieht, pflegt die Band unterschwellig ihr Image, aufregend anders, wild, exotisch, gar einen Hauch dämonisch zu sein – wie die afrikanischen Wurzeln ihrer Musik. Man kann es sich heutzutage kaum vorstellen, aber damals hat Santana tatsächlich dieses Flair um sich verbreitet.

Das Logo


Außerdem taucht auf "Abraxas" erstmals der ausdrucksvolle Santana-Schriftzug auf, fortan ein Erkennungszeichen der Band.


Er stammt von Robert Venosa, der später auch das Cover von "Oneness" und das Logo von Carlos Santanas kurzlebigem Plattenlabel "Guts & Grace" entwirft. Mehr darüber gibt es hier.